Die experimentellen Befunde zur Psi-Forschung zeigen, dass regelmäßig, wenn auch nicht absolut zuverlässig, Effekte erzielt werden, die nicht durch die Zufallserwartung erklärt werden können. Es stellt sich die Frage, warum Psi-Phänomene wie beispielsweise Telepathie oder Präkognition dem Menschen nicht verlässlich zugänglich sind, da sie ja einen evolutiven Vorteil darstellen könnten. Ein Erklärungsansatz basiert auf der Annahme, dass das Gehirn eine Art Filterfunktion für unsere Weltwahrnehmung besitzt. Um nicht von einer Überfülle von eingehenden Stimuli überflutet zu werden, werden viele unterdrückt und ausgefiltert, um eine stabile und kohärente Weltwahrnehmung zu ermöglichen. Die linke mediale mittlere Frontalregion des Gehirns könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.

Der Medizinanthropologe und emeritierte Professor Michael Winkelman hat sich sein ganzes Forscherleben lang mit dem Thema Schamanismus und dessen kulturellen sowie neurophysiologischen Grundlagen beschäftigt. Sein Buch Shamanism. A Biopsychological Paradigm of Consciousness and Healing stellt ein Grundlagenwerk dar. In dem in diesem Jahr erschienenen Artikel „Chinese Wu, Ritualists and Shamans: An Ethnological Analysis“, der hier als Studie des Monats vorgestellt wird, nimmt er sich der Frage an, welche (religiösen) Ritualisten mit dem chinesischen Begriff Wu bezeichnet werden, der im allgemeinen mit dem Begriff „shaman“ ins Englische übersetzt wird. Er stellt die Frage, ob diese Übersetzung adäquat ist bzw. in welchem Verhältnis diese Ritualisten zum westlichen dominanten Konzept von Schamaninnen und Schamanen stehen. Jenes war vor allem durch Mircea Eliade in dessen Buch Schamanismus und archaische Ekstasetechnik ausformuliert worden.

Stellt man die Frage, warum der Anteil der Frauen unter den Opfern der Hexenverfolgungen in Mitteleuropa erheblich größer ist als der der Männer – man geht von 70 bis 80 Prozent weiblicher Opfer aus –, dann wird sehr häufig eine generelle Frauenfeindlichkeit in männerbestimmten Gesellschaften als Ursache angeführt. Die jüngere historische Forschung zeigt jedoch, dass die Sachlage deutlich komplexer ist, dass z.B. erhebliche regionale und konfessionelle Unterschiede festzustellen sind. Eine aktuelle Arbeit der Medizinhistorikerin Philippa Carter verfolgt eine interessante Hypothese zur ungleichen Geschlechterverteilung der Opfer von Hexereivorwürfen im frühmodernen England, die sie in plausibler Weise vor allem auf arbeitsbezogene Faktoren zurückführt. Als Schlüsselvariable macht sie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung mit den damit verknüpften Faktoren von beruflichem Risiko, der Häufigkeit von Kontakten im Alltag und am Arbeitsplatz aus. Die Autorin geht in ihrer Analyse nicht den üblichen Weg und untersucht offizielle juristische Dokumente oder Flugblätter, sondern wählt als Datenquelle handschriftliche Fallnotizen bzw. -aufzeichnungen des Arztes und Astrologen Richard Napier (1559–1634), die dieser über vier Jahrzehnte zu seiner Klientel gesammelt hatte.

Wenn man nicht gerade für eine große Internetfirma oder für einen Überwachungsdienst arbeitet, löst der Begriff ‚Big Data‘ meist negative Empfindungen aus. Dass man ‚Big Data‘ auch in sinnvoller Weise für die parapsychologische Forschung nutzen kann, zeigt eine interessante Untersuchung des amerikanischen Parapsychologen Dean Radin, die hier als Studie des Monats vorgestellt werden soll. Angeregt durch zwei bekannte Forschungsansätze, das Global Consciousness Project (GCP) und die Presentiment-Experimente nach Daryl Bem, ging Radin der Frage nach, ob sich nichtvorhersehbare negative Ereignisse in geposteten Twitternachrichten unbewusst vor deren Eintritt als Ausdruck einer ‚globalen Vorahnung‘ niederschlagen könnten. Obwohl in dieser Studie wie im GCP von der Möglichkeit eines "globalen Bewusstseins" ausgegangen wird, unterscheidet sich Radins Studie vom Ansatz des GCP darin, dass nicht Reaktionen auf Ereignisse, sondern unbewusste Vorahnungen (presentiments) untersucht werden.

Über die spezifischen Elemente und Qualitäten des Erlebens von Nahtoderfahrungen (NTE) wurde in den letzten Jahren viel geforscht und geschrieben. Sie haben in der Regel eine profunde Auswirkung auf das Weltbild und die Einstellung zum Leben der betroffenen Personen. Bekannte Elemente sind beispielsweise der „Lebensfilm“, also das in Sekundenschnelle ablaufende Panorama erlebter Situationen und Erfahrungen, Glücksempfinden, Begegnungen mit Verstorbenen und mit mystischen Wesen sowie das Durchqueren eines dunklen Tunnels, an dessen Ende ein helles Licht zu sehen ist. Manche dieser Wahrnehmungen treten auch im Zusammenhang mit der Einnahme von DMT-haltigen Psychedelika wie etwa dem in den „magic mushrooms“ enthaltenen Psilocybin auf. Aufgrund der berichteten Ähnlichkeiten der Erfahrungselemente stellt sich die Frage, ob nicht die Ausschüttung von endogenem, also im eigenen Körper produziertem DMT für das Entstehen von NDE verantwortlich sein könnte.