Telepathie, Non-Lokalität und Neuro-Kapitalismus

Der Autor dieser Studie des Monats kommt aus einem Bereich, in dem man üblicherweise nicht nach Literatur zu Themen der Anomalistik sucht, nämlich dem des Marketing Managements. Mark Tadajewski ist Professor für Marketing an der Universität York und Herausgeber des Journal of Marketing Management, der sich im Rahmen seiner Forschungstätigkeit einem Blick in die Wissenschaftsgeschichte und auch generell über den Tellerrand hinaus erlaubt. Die jüngsten Entwicklungen im technischen Bereich und hier vor allem die Brain-computer interfaces (BCI), die dem für die Parapsychologie zentralen Thema des Geist-Materie-Zusammenhangs (mind-matter) ganz neue Aspekte hinzufügen, haben wohl den Autor dazu gebracht, sich mit Telepathie und den historischen Auseinandersetzungen auf wissenschaftlicher und philosophischer Ebene zu beschäftigen. Man stößt dabei automatisch auf die Frage nach dem (multiplen) Selbst eines Menschen bzw. dessen Identität.

Leidvolle Nahtoderfahrungen

Nahtoderfahrungen (NDEs) haben als Forschungsgegenstand eine erstaunliche Themenkarriere während der letzten Dezennien durchgemacht. Dabei standen für lange Zeit positiv getönte Beschreibungen und Konzeptionen solcher Erfahrungen im Vordergrund, sowohl was das Erleben selbst als auch dessen Nachwirkungen auf das Leben der Betroffenen anbelangt. Ein Grund dafür ist sicherlich die Tatsache, dass leidvoll erlebte Erfahrungen und Aspekte deutlich seltener vorkommen oder zumindest seltener berichtet werden. Die hier als Studie des Monats vorgestellte Untersuchung von Melloul et al. beschäftigt sich speziell mit Berichten von negativ erlebten NDEs. Mit einem qualitativen Forschungsansatz analysierten sie acht Berichte aus einem großen Datenpool der International Association for Near-Death Studies (IANDS), die den Auswahlkriterien entsprachen und eine hinreichend dichte Beschreibung aufwiesen.

Alternative Archäologie als Weg zur modernen Mythenbildung

Archäologie hat als Wissenschaft eine besondere Anziehungskraft für viele Menschen, die selbst wenig mit Wissenschaft zu tun haben müssen. Dies hat wohl mit dem Symbolhaften, dem Rätsel und der notwendigen Übersetzungsarbeit zu tun, die die Archäologie zu erbringen hat. Mit einem archäologischen Objekt sind Geschichten verknüpft, die in detektivischer Arbeit entschlüsselt werden muss – hierin besteht eine Ähnlichkeit mit der Forensik. Während sich letztere allerdings auf „Geschichten“ von Zeitgenossen bezieht, wo man „Fremdheit“ hauptsächlich auf der psychischen Ebene begegnet, ist es in der Archäologie kulturelle Fremdheit, die durch eine große zeitliche Distanz entsteht und die einen engen Bezug zu mythischen Erzählungen hat. Spätestens mit Erich von Dänikens Büchern – 1968 erschien sein Buch Zurück in die Zukunft – sind alternative Deutungen von archäologischen Funden Teil der Populärkultur. Der Erfolg der Filmreihe Jäger des verlorenen Schatzes (Raiders of the Lost Ark, Spielberg, 1981) und der seit dem Jahr 2009 laufende Serie Ancient Aliens und der von 2022–2024 laufenden Netflix-Serie Ancient Apocalypse verdeutlicht dies.

Die Grenze zwischen Fantasie, Imagination, Halluzination und Psychose

Im Bereich der Anomalistik spielt die Frage nach dem Realitätsstatus von außergewöhnlichen Erfahrungen eine bedeutsame Rolle. Die Erlebenden fragen sich selbst, ob das, was sie wahrgenommen haben, eine Sinnestäuschung oder eine Halluzination war, oder ob es gar ein Anzeichen einer herannahenden Psychose sein könnte. Der bekannte Psychiater Carl Gustav Jung (1875–1961), der durch sein Konzept synchronistischer Erfahrungen für die Anomalistik von besonderer Bedeutung ist, hatte selbst zeit seines Lebens alle möglichen Formen von außergewöhnlichen Erfahrungen erlebt, die manche seiner Kollegen an seinem Geisteszustand zweifeln ließen, wie man der hier vorgestellten Studie des Monats entnehmen kann.

Wie denken Extraterrestrische? Wie verhalten sie sich? Was für Motive könnten sie haben?

Die Auseinandersetzung mit der Möglichkeit extraterrestischen Lebens reicht weit zurück in der menschlichen Geistesgeschichte. Bereits in der Antike vermuteten Philosophen, dass die Erde nicht der einzige belebte Himmelskörper sei. Nachdem in der Renaissance die Erde aus dem Zentrum des Kosmos rückte, schien es für manche  Gelehrte beinahe selbstverständlich, dass es im Weltall eine Vielzahl von Welten gibt, die von intelligenten Wesen bewohnt sind. Diese Überlegungen prägten die frühen Werke der Science-Fiction und diese wiederum die raumfahrttechnischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Das Nachdenken über außerirdische Intelligenz bildet mithin eine schier unerschöpfliche Quelle menschlicher Kreativität und Innovation. Nach der Entdeckung tausender Exoplaneten ab Mitte der 1990er erscheint es heute vielen nur noch als eine Frage der Zeit, bis die Menschheit einen definitiven Nachweis für die Existenz außerirdischen Lebens oder gar außerirdischer Intelligenz erlangt. Heute widmen sich immer mehr wissenschaftliche Disziplinen damit verbundenen Fragekomplexen, wie etwa die Astrobiologie, die Exosoziologie und zuletzt sogar eine Exopsychologie. Darum geht es in dem hier vorgestellten Aufsatz der beiden in Bamberg tätigen Psychologen Niklas Alexander Döbler und Claus-Christian Carbon.