Der Psychologe Robert Rosenthal (1993-2024) ist vielen ein Begriff durch den nach ihm benannten Rosenthal-Effekt. Dieser besagt, dass der Ausgang von Experimenten von den Erwartungen der Versuchsleiter und Versuchsleiterinnen abhängen kann. Rosenthal und seine Kollegin Monica J. Harris wurden in den 1980er Jahren von dem amerikanischen National Research Council (NRC) gebeten, zu fünf Bereichen des „Human Enhancement“, also der Erweiterung menschlicher Möglichkeiten, Meta-Analysen durchzuführen. Rosenthal, der sich selbst zwar als ein Außenseiter der Parapsychologie sah, war offen und interessiert an der Forschung in diesem Bereich. Gemeinsam mit Monica Harris untersuchte er die „Ganzfeld-Forschung“ auf übersehene methodische Probleme und dadurch entstandene Verzerrungen der Ergebnisdarstellungen. Daraus entstand ein Bericht, der dann allerdings aufgrund der selbst bei kritischster Prüfung immer noch positiven Befunde auf Druck des NRC zurückgezogen werden sollte. Harris und Rosenthal standen aber zu ihrem Bericht. Er fand nicht Eingang in das 1988 vom NRC herausgegebene Buch zu dem Gesamtprojekt des NRC (Druckman & Swets, 1988).

Über die starke Verbundenheit von eineiigen Zwillingen wurde schon viel berichtet. Sie zeigt sich in erstaunlichen Parallelen in den Lebensverläufen, Verhaltensweisen und Vorlieben von kurz nach der Geburt getrennten Zwillingen besonders eindrucksvoll. Bei Experimenten zur außersinnlichen Wahrnehmung hat man die Erfahrung gemacht, dass Personen, die sich nahestehen, tendenziell besonders gut abschneiden. Dementsprechend attraktiv ist es, eineiige Zwillinge als Versuchsteilnehmende einzusetzen. Das Hauptproblem dabei ist natürlich, dass sie aufgrund der relativen Seltenheit in der Bevölkerung nur relativ schwer als Versuchspersonen zu gewinnen sind. In der hier vorgestellten Studie des Monats ist es den beiden australischen Forscher:innen Richard Silberstein und Felicity Bigelow gelungen, mit fünf eineiigen Zwillingspaaren ein Experiment zur Untersuchung von potenziellen signifikanten Korrelationen in den Gehirnfunktionen der jeweils beteiligten Zwillinge durchzuführen.

Die experimentellen Befunde zur Psi-Forschung zeigen, dass regelmäßig, wenn auch nicht absolut zuverlässig, Effekte erzielt werden, die nicht durch die Zufallserwartung erklärt werden können. Es stellt sich die Frage, warum Psi-Phänomene wie beispielsweise Telepathie oder Präkognition dem Menschen nicht verlässlich zugänglich sind, da sie ja einen evolutiven Vorteil darstellen könnten. Ein Erklärungsansatz basiert auf der Annahme, dass das Gehirn eine Art Filterfunktion für unsere Weltwahrnehmung besitzt. Um nicht von einer Überfülle von eingehenden Stimuli überflutet zu werden, werden viele unterdrückt und ausgefiltert, um eine stabile und kohärente Weltwahrnehmung zu ermöglichen. Die linke mediale mittlere Frontalregion des Gehirns könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.

Der Medizinanthropologe und emeritierte Professor Michael Winkelman hat sich sein ganzes Forscherleben lang mit dem Thema Schamanismus und dessen kulturellen sowie neurophysiologischen Grundlagen beschäftigt. Sein Buch Shamanism. A Biopsychological Paradigm of Consciousness and Healing stellt ein Grundlagenwerk dar. In dem in diesem Jahr erschienenen Artikel „Chinese Wu, Ritualists and Shamans: An Ethnological Analysis“, der hier als Studie des Monats vorgestellt wird, nimmt er sich der Frage an, welche (religiösen) Ritualisten mit dem chinesischen Begriff Wu bezeichnet werden, der im allgemeinen mit dem Begriff „shaman“ ins Englische übersetzt wird. Er stellt die Frage, ob diese Übersetzung adäquat ist bzw. in welchem Verhältnis diese Ritualisten zum westlichen dominanten Konzept von Schamaninnen und Schamanen stehen. Jenes war vor allem durch Mircea Eliade in dessen Buch Schamanismus und archaische Ekstasetechnik ausformuliert worden.

Stellt man die Frage, warum der Anteil der Frauen unter den Opfern der Hexenverfolgungen in Mitteleuropa erheblich größer ist als der der Männer – man geht von 70 bis 80 Prozent weiblicher Opfer aus –, dann wird sehr häufig eine generelle Frauenfeindlichkeit in männerbestimmten Gesellschaften als Ursache angeführt. Die jüngere historische Forschung zeigt jedoch, dass die Sachlage deutlich komplexer ist, dass z.B. erhebliche regionale und konfessionelle Unterschiede festzustellen sind. Eine aktuelle Arbeit der Medizinhistorikerin Philippa Carter verfolgt eine interessante Hypothese zur ungleichen Geschlechterverteilung der Opfer von Hexereivorwürfen im frühmodernen England, die sie in plausibler Weise vor allem auf arbeitsbezogene Faktoren zurückführt. Als Schlüsselvariable macht sie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung mit den damit verknüpften Faktoren von beruflichem Risiko, der Häufigkeit von Kontakten im Alltag und am Arbeitsplatz aus. Die Autorin geht in ihrer Analyse nicht den üblichen Weg und untersucht offizielle juristische Dokumente oder Flugblätter, sondern wählt als Datenquelle handschriftliche Fallnotizen bzw. -aufzeichnungen des Arztes und Astrologen Richard Napier (1559–1634), die dieser über vier Jahrzehnte zu seiner Klientel gesammelt hatte.