Der Versuchsleiter- oder auch Experimenter-Effekt ist in der experimentellen parapsychologischen Forschung schon lange bekannt. Er basierte zunächst auf der Beobachtung, dass bestimmte Versuchsleiterinnen und Versuchsleiter besonders häufig positive Ergebnisse mit ihren Psi-Experimenten erzielten, während bei anderen besonders häufig reine Zufallsergebnisse zustande kamen. So lag die Vermutung nahe, dass die Persönlichkeit und das Verhalten der ExperimentatorInnen eine bedeutsame Rolle im Ablauf von solchen Experimenten spielen. Zwei Hypothesen sind, bei Ausschluss der Betrugshypothese, möglich: Zum einen, dass deren Verhalten an sich psi-fördernd sein kann, etwa durch das Schaffen einer freundlichen, zugewandten entspannten und motivierenden Atmosphäre; oder aber dass die ExperimentatorInnen selbst auf paranormalem Wege unbewusst den Ausgang der Experimente beeinflussen.

Einer der bedeutsamsten Untersucher von Spukfällen und Geistererfahrungen der letzten Dezennien war der amerikanische Psychologe William G. Roll (1926-2012). Roll prägte den Begriff RSPK (=recurrent spontaneous psychokinesis) als eine wissenschaftlich handhabbare Bezeichnung für Spuk- bzw. Poltergeistphänomene. Seine reiche Erfahrung aus der Feldforschung fand ihren Niederschlag in entsprechenden Publikationen, etwa dem Buch The Poltergeist (1972, 1976 auch in deutscher Sprache erschienen), aber auch in theoretischen Überlegungen, beispielsweise zu seinem Konzept eines „long body“, d.h. eines jenseits der physikalisch sichtbaren Grenzen wirksamen  ‚Körpers‘, der telepathische Teilhabe jenseits zeitlicher und räumlicher Grenzen ermöglichen soll. Auch Erscheinungserfahrungen (landläufig: Geistererfahrungen) hat er versucht, zu systematisieren. In seinen späten Jahren wollte er gemeinsam mit Bryan J. Williams eine formale Publikation zu dem letztgenannten Thema verfassen.

In den letzten Jahren sind viele historische Arbeiten zum Verhältnis von Okkultismus und Wissenschaft für die Entwicklung der westlichen Moderne erschienen. Um nur drei wichtige Arbeiten zu nennen: Corinna Treitels 2004 erschienener Band A Science oft he Soul, Heather Wolfframs The Stepchildren of Science (2009) und Egil Asprems The Problem of Disenchantment (2014). In der neuen Studie des Monats wird eine Arbeit der amerikanischen Historikerin Linda Henderson vorgestellt, die die Schlüsselrolle der von 1893 bis 1922 in Berlin erschienenen deutschen Wochenschrift „Die Uebersinnliche Welt“ in den Blick nimmt.

Bei dem hier vorgestellten Text handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie im eigentlichen Sinn, sondern um einen kurzen Essay eines New Yorker Professors für Philosophie, David Livingston Smith, den er in dem Online-Magazine Aeon veröffentlicht hat. Der Artikel kommt hier fast ein wenig spät, würde er doch besser an den Übergang vom Oktober zum November, nämlich zu Halloween, passen, denn er behandelt die Frage, was es genau ist, das ein Gefühl des Grusels und des Unheimlichen in den Menschen auslöst. Dieses Gefühl unterscheidet sich deutlich von anderen Formen der Angst, die durch verschiedenste Formen der Bedrohung ausgelöst werden können.

 

Dieses Mal erlaube ich mir, in eigener Sache aufzutreten und einen eigenen, gemeinsam mit dem Soziologen und GfA-Mitglied Michael Schetsche verfassten Aufsatz als Studie des Monats vorzustellen. Nachdem wir uns in den letzten Jahren eingehend auch mit den methodologischen, theoretischen und wissenschaftssoziologischen Besonderheiten der anomalistischen Forschung auseinander setzen mussten – als Teilaspekte wurde dies bereits in verschiedenen Publikationen berücksichtigt –, war es an der Zeit, die Überlegungen und Ergebnisse zu bündeln und als Grundlagentext auch der englischsprachigen Leserschaft vorzustellen.