Andreas MüllerGast: Andreas Müller

Bei Pre-Sentiment-Experimenten, wie sie durch die bahnbrechenden Studien von Daryl Bem bekannt geworden sind, tritt das Phänomen auf, dass eine physiologische Reaktion auf einen Stimulus, also in dem Fall ein zufällig aus einem Bilderpool ausgewähltes angenehmes oder unangenehmes Bild gemessen wird, bevor der Zufallsprozess zur Auswahl überhaupt stattgefunden hat. Dieses Phänomen wird dem Bereich der Präkognition zugeschrieben, einer der drei Großkategorien, in die  Psi-Phänomene üblicherweise eingeteilt werden. Was bei den meisten Laborexperimenten zur Präkognition keine Berücksichtigung findet, ist ein möglicher Einfluss, den die sog. „Perceptual History“, also die  Wahrnehmungsgeschichte, haben könnte. Jürgen Kornmeier und seine Forschergruppe beschäftigen sich seit langem mit dem Phänomen der „Perceptual History“, zumeist mithilfe von sog. Kippbildern wie dem Necker-Würfel. Es geht dabei also darum, ob eine soeben gemachte Wahrnehmung einen Einfluss darauf hat, wie ich den darauffolgenden Stimulus wahrnehme. In den beiden Experimenten, die in dieser Studie des Monats vorgestellt werden, wird die Richtung (unmittelbare Vergangenheit  oder unmittelbare Zukunft) eines potenziellen Einflusses auf die Wahrnehmung eines aktuell betrachteten mehrdeutigen (ambiguen) Bildes untersucht, indem ein eindeutiges Bild des Stimulus davor oder danach präsentiert wird.

Die Diskussion um die Natur des 2017 entdeckten und Oumuamua genannten interstellaren Objekts mag den meisten bekannt sein, denn sie wird nach wie vor noch geführt und taucht immer wieder in den Medien auf. Doch nicht nur gegenwärtige Himmelsbeobachtung, sondern auch historische Aufnahmen können interessante Daten liefern. In der hier präsentierten Studie des Monats stelle ich eine Arbeit der Astrophysikerin (und Preisträgerin) Beatriz Villaroel und ihrem Team vor, die eine spannende Entdeckung bei der Analyse von historischem astronomischem Fotomaterial gemacht haben. Villaroel ist Leiterin des VASCO Network, das sein Anliegen auf seiner Webseite so beschreibt: „The Vanishing & Appearing Sources during a Century of Observations (VASCO) project aims at finding astro-physically interesting mismatches between historical sky surveys: ‘Which object flickered out from our celestial radar?’, ‘Which locations hint at astronomical spectacles to discover?’” In dem vorgestellten Artikel wird die Entdeckung von neun Objekten auf einer rotempfindlichen fotografischen Platten beschrieben, die am 12. April 1950 im Rahmen der Himmelsbeobachtung durch das Palomar-Observatorium, einer US-amerikanischen Sternwarte, aufgenommen worden war. Diese Objekte lassen sich weder auf früheren noch auf späteren Aufnahmen des gleichen Himmelabschnitts nachweisen und stellen dadurch eine potenzielle Anomalie dar.