Gast: Dr. Nicole Bauer

Andreas MüllerGast: Andreas Müller

Bei Pre-Sentiment-Experimenten, wie sie durch die bahnbrechenden Studien von Daryl Bem bekannt geworden sind, tritt das Phänomen auf, dass eine physiologische Reaktion auf einen Stimulus, also in dem Fall ein zufällig aus einem Bilderpool ausgewähltes angenehmes oder unangenehmes Bild gemessen wird, bevor der Zufallsprozess zur Auswahl überhaupt stattgefunden hat. Dieses Phänomen wird dem Bereich der Präkognition zugeschrieben, einer der drei Großkategorien, in die  Psi-Phänomene üblicherweise eingeteilt werden. Was bei den meisten Laborexperimenten zur Präkognition keine Berücksichtigung findet, ist ein möglicher Einfluss, den die sog. „Perceptual History“, also die  Wahrnehmungsgeschichte, haben könnte. Jürgen Kornmeier und seine Forschergruppe beschäftigen sich seit langem mit dem Phänomen der „Perceptual History“, zumeist mithilfe von sog. Kippbildern wie dem Necker-Würfel. Es geht dabei also darum, ob eine soeben gemachte Wahrnehmung einen Einfluss darauf hat, wie ich den darauffolgenden Stimulus wahrnehme. In den beiden Experimenten, die in dieser Studie des Monats vorgestellt werden, wird die Richtung (unmittelbare Vergangenheit  oder unmittelbare Zukunft) eines potenziellen Einflusses auf die Wahrnehmung eines aktuell betrachteten mehrdeutigen (ambiguen) Bildes untersucht, indem ein eindeutiges Bild des Stimulus davor oder danach präsentiert wird.