Die Auseinandersetzung mit der Möglichkeit extraterrestischen Lebens reicht weit zurück in der menschlichen Geistesgeschichte. Bereits in der Antike vermuteten Philosophen, dass die Erde nicht der einzige belebte Himmelskörper sei. Nachdem in der Renaissance die Erde aus dem Zentrum des Kosmos rückte, schien es für manche Gelehrte beinahe selbstverständlich, dass es im Weltall eine Vielzahl von Welten gibt, die von intelligenten Wesen bewohnt sind. Diese Überlegungen prägten die frühen Werke der Science-Fiction und diese wiederum die raumfahrttechnischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Das Nachdenken über außerirdische Intelligenz bildet mithin eine schier unerschöpfliche Quelle menschlicher Kreativität und Innovation. Nach der Entdeckung tausender Exoplaneten ab Mitte der 1990er erscheint es heute vielen nur noch als eine Frage der Zeit, bis die Menschheit einen definitiven Nachweis für die Existenz außerirdischen Lebens oder gar außerirdischer Intelligenz erlangt. Heute widmen sich immer mehr wissenschaftliche Disziplinen damit verbundenen Fragekomplexen, wie etwa die Astrobiologie, die Exosoziologie und zuletzt sogar eine Exopsychologie. Darum geht es in dem hier vorgestellten Aufsatz der beiden in Bamberg tätigen Psychologen Niklas Alexander Döbler und Claus-Christian Carbon.
Es sind zwei Hauptfragestellungen, die das Thema „extraterrestrische Intelligenz“ für die Psychologie interessant macht: (1) Wie konzipieren Menschen außerirdische intelligente Wesen? Was für Eigenschaften und was für Fähigkeiten schreiben sie ihnen aus notwendigerweise anthropozentrischer Perspektive zu? (2) Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, dass wir Menschen extraterrestrisches Leben überhaupt erkennen können? Die Autoren sprechen hier von basalen „Kompatibilitätsanforderungen“ (compatibility requirements), die erfüllt sein müssen, beispielsweise dass extraterrestrische Wesen in der Lage sind, sogenannte Technosignaturen zu erzeugen, die man selbst in größter räumlicher Distanz erkennen kann, aber auch, dass diese mit unseren Suchstrategien kompatibel sind. In dem vorliegenden Aufsatz werden diesbezüglich einige interessante Gedanken entwickelt, wobei die Autoren – neben einigen Spekulationen darüber, dass die Exopsychologie einen Beitrag zur Optimierung der SETI-Suchstrategien leisten könnte – schließlich doch auch wieder bei der Erkenntnis landen, dass die Beschäftigung mit Außerirdischen am meisten über uns selbst aussagt.