Was ist dran am Wünschelrutengehen? Die Antwort auf diese oft gestellte Frage, die uns in diesem Monat beschäftigen soll, ist nicht einfach. Bei sorgfältiger und unvoreingenommener Abwägung aller bislang dazu vorliegender wissenschaftlicher Studien - und dies sind nicht wenige - lautet das Urteil nämlich entgegen allen Apologeten pro und contra nach wie vor: Unentschieden!

Zu dieser Schlussfolgerung kam jedenfalls George P. Hansen (1982) in einer zusammenfassenden Besprechung aller bis dahin vorliegenden Untersuchungen, die wir heute als "Studie des Monats" vorstellen möchten:

George P. Hansen (1982): Dowsing: A Review of Experimental Research

Obwohl Hansens Review-Artikel bereits gut 20 Jahre alt ist, ergibt eine nüchterne Bestandsaufnahme der bis zum heutigen Tag neu hinzu gekommenen Einzelstudien, dass auch diese nichts grundlegend an jenem bis auf weiteres unbefriedigenden Urteil ändern konnten. Die drei in Deutschland in diesem Zeitraum neu durchgeführten kontrollierten Experimente sind dafür ein Beispiel:

Betz & König (1989) führten die sicher umfassendste experimentelle Studie im deutschen Sprachraum durch, ihre Ergebnisse wurden jedoch von Enright (1995) bestritten (vgl. Betz et al. 1996). König et al. (1991) unternahmen ein kleineres, weniger aussagekräftiges Experiment, dessen Ergebnisse wiederum von Ertel (1991, 1993) in Frage gestellt wurden. Das letzte grössere Experiment stammt von Walach & Schmidt (1997) - vgl. auch Schmidt & Walach (1997) -, die Resulte wurden aber auch diesmal durch Houtkooper & Vaitl (1997) in Zweifel gezogen (vgl. Timm 1997). Bei keiner einzigen dieser drei Studien konnten sich die Vertreter bzw. Bestreiter eines "Wünschelruteneffekts" auf eine gemeinsame Interpretation der jeweiligen Untersuchungsergebnisse einigen. Erwähnenswert ist schliesslich noch eine soziologische Studie zu Wünschelrutengängern in Deutschland, die Knoblauch (1991) durchführte.

Zitierte Literatur

Betz, H.-D., König, H.-L., Kulzer, R., Tritschler, J., Wagner, H. (1996): Dowsing reviewed - The effect persists. In: Naturwissenschaften 83, 272-275.

Enright, J.T. (1995): Water dowsing: the Scheunen experiments. In: Naturwissenschaften 82, 360-369.

Ertel, S. (1991): Reanalyse des Kasseler Wünschelrutentests der GWUP. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 33, 250-258.

Ertel, S. (1993): Bemerkungen zur Skeptiker-Reaktion auf die Reanalyse ihrer Wünschelrutendaten. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 35, 235-238.

Houtkooper, J.M., Vaitl, D. (1997): Comments on Walach & Schmidt's 'Empirical evidence for a non-classical experimenter effect. In: Journal of Scientific Exploration 11, 395-399.

König, H.L., Betz, H.-D. (1989): Der Wünschelrutenreport. Wissenschaftlicher Untersuchungsbericht. Herold-Verlag, München.

König, R., Moll, J., Sarma, A. (1991): Wünschelrutentest in Kassel. In: Skeptiker 4, 4-10.

Knoblauch, H. (1991): Die Welt der Wünschelrutengänger. Campus-Verlag, Frankfurt.

Schmidt, S., Walach, H. (1997): Wasser oder Gift? Ein Wünschelrutenexperiment. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 39, 76-91.

Timm, U. (1997): Zur methodischen Kontroverse um das Wünschelrutenexperiment von Schmidt und Walach. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 39, 92-101.

Walach, H., Schmidt, S. (1997): Empirical Evidence for a Non-Classical Experimenter Effect: An Experimental, Double-Blind Investigation of Unconventional Information Transfer. In: Journal of Scientific Exploration 11, 59-68.