Mit der neuen Studie des Monats greifen wir ein altes Problem auf, mit dem die anomalistische Forschung seit je her konfrontiert wird. Es geht nämlich um die Frage der Abgrenzung von Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft, also um das so genannte Demarkationsproblem. Der Autor des hier vorgestellten Textes, Michael Hagner, weist in seinem wissenschaftshistorischen Rückblick schlüssig nach, dass die Versuche, den Begriff der "Pseudowissenschaft" als analytischen Ordnungsbegriff sinnvoll zu etablieren, bislang gescheitert sind.


Vielmehr identifiziert er ihn vornehmlich als Kampfbegriff z.B. zur Ausgrenzung unliebsamer Gegner, dessen Verwendung stark von den jeweiligen (wissenschafts-)politischen Bedingungen abhängig ist. Im Anschluss an die wissenschaftshistorisch orientierte Analyse stellt der Autor eigene Überlegungen bezüglich brauchbarer Kriterien zur Unterscheidung von wissenschaftsadäquaten und inadäquaten Praktiken und Doktrinen an. Hagners Text kann als eine thematische Hinführung zu dem Themenfeld des anregenden, von Rupnow, Lipphardt, Thiel und Wessely herausgegebenen Sammelbandes "Pseudowissenschaft" verstanden werden.


In diesem Zusammenhang möchte ich auf den neu gegründeten Arbeitskreis "Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung" hinweisen, der sich mit entsprechenden Fragestellungen beschäftigen will.

Hagner, M. (2008). Bye-bye science, welcome pseudoscience? Reflexionen über einen beschädigten Status. In D. Rupnow, V. Lipphardt, J. Thiel & C. Wessely (Hrsg.), Pseudowissenschaft. Konzeptionen von Nichtwissenschaftlichkeit in der Wissenschaftsgeschichte (pp. 21-50). Frankfurt a.M.: Suhrkamp.