Die experimentellen Befunde zur Psi-Forschung zeigen, dass regelmäßig, wenn auch nicht absolut zuverlässig, Effekte erzielt werden, die nicht durch die Zufallserwartung erklärt werden können. Es stellt sich die Frage, warum Psi-Phänomene wie beispielsweise Telepathie oder Präkognition dem Menschen nicht verlässlich zugänglich sind, da sie ja einen evolutiven Vorteil darstellen könnten. Ein Erklärungsansatz basiert auf der Annahme, dass das Gehirn eine Art Filterfunktion für unsere Weltwahrnehmung besitzt. Um nicht von einer Überfülle von eingehenden Stimuli überflutet zu werden, werden viele unterdrückt und ausgefiltert, um eine stabile und kohärente Weltwahrnehmung zu ermöglichen. Die linke mediale mittlere Frontalregion des Gehirns könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.
Ein Forscherteam um Morris Freedman überprüfte die Hypothese der Filterfunktion dieses Bereichs des Gehirns für Psi-Phänomene, indem die Funktionen dieses Bereich mittels repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) zeitlich begrenzt gehemmt wurden. Mit der rTMS werden über elektromagnetische Induktion Neuronen im Gehirn depolarisiert, was vielfältige therapeutische Anwendungen aber auch neurowissenschaftliche Untersuchungen ermöglicht. In dem Experiment sollten 108 gesunde Teilnehmende nach einem bewährten experimentellen Versuchsaufbau den Output eines Zufallsgenerators beeinflussen. Sie machten Versuchsdurchgänge unter verschiedenen Bedingungen, mit echter und mit simulierter TMS. Die Ergebnisse sind vielversprechend und scheinen die zuvor aufgestellte Hypothese zu stützen, dass neurologischen oder reversiblen rTMS-induzierten Frontalläsionen im linken medialen mittleren Frontalbereich förderlich für Psi-Effekte in Experimenten sind, was laut dem Autorenteam für die Filterhypothese des Gehirns spricht.