Das im Kontext der Quantenmechanik vielleicht bekannteste physikalische Experiment ist das sogenannte "Doppelspaltexperiment", bei dem ein Lichtstrahl auf eine mit zwei Schlitzen versehene Blende gerichtet wird und sich auf einem dahinter liegenden Schirm typische Interferenzmuster zeigen. Das für die Weltanschauung der klassischen Physik provozierende Merkmal besteht darin, dass auch Teilchen sich wie optische Wellen verhalten und entsprechende Interferenzmuster erzeugen, dass jedoch diese Wellenfunktion zusammenbricht, wenn ein Beobachter (Detektor) den Weg eines bestimmten Teilchens zu messen versucht. Die Beobachterabhängigkeit macht dieses experimentelle Design attraktiv für parapsychologische Experimente zur Geist-Materie-Interaktion. Der amerikanische Parapsychologe Dean Radin führte mit Kolleginnen und Kollegen insgesamt sechs Experimente durch, die mit optischen Doppelspaltsystemen konzipiert worden waren.

Die Versuchsteilnehmer sollten versuchen, mithilfe ihrer gerichteten Aufmerksamkeit den Weg der Teilchen durch die mit dem Doppelspalt versehene Blende zu beeinflussen. Wie die Befunde zeigen, ergaben sich vor allem bei den Versuchsteilnehmern mit ausgeprägter Meditationserfahrung starke Abweichungen in den zu erwartenden Interferenzmustern, was der Störung der Wellenfunktion durch Beobachtung entspricht. Radin und Mitarbeiter haben meines Erachtens sehr interessante Ergebnisse vorgelegt, die zur Kenntnis genommen und diskutiert werden sollten. Nicht-Physiker sollten sich nicht durch die technischen Details von der Lektüre abschrecken lassen.

Dean Radin, Leena Michel, Karla Gandamez, Paul Wendland, Robert Rickenbach & Arnaud Delorme (2012). Consciousness and the double-slit interference pattern: Six experiments. In: Physics Essays, 25 (2), S. 157-171.