In der aktuellen Studie des Monats zeichnet der Historiker Andreas Sommer wesentliche Züge der Auseinandersetzung der modernen Wissenschaft mit dem Okkulten, Paranormalen, oder allgemeiner: mit anomalen Phänomenen nach. Es ist eine Geschichte, die zumeist verzerrt dargestellt wird. Sie wird von den Protagonisten oft aus Unkenntnis, Wunschdenken oder auch wider besseres Wissen aus wissenschaftspolitischen und weltanschaulichen Gründen propagiert und weitergetragen. Der Kern dieser falschen Vorstellungen besteht darin, dass die Aufklärung mit dem Siegeszug der Wissenschaft zu einer rein auf wissenschaftlich basierten Vernunftgründen beruhenden Abkehr von Geisterglauben und dem Ernstnehmen von anomalen Phänomenen geführt habe.

Doch „Wissenschaft existiert als menschliche Aktivität nicht in einem kulturellen, metaphysischen oder politischen Vakuum“, wie Sommer schreibt. Mit seinem Aufsatz macht er deutlich, dass das Narrativ vom „Siegeszug der Vernunft durch die Wissenschaft“ sich historisch nicht begründet lässt. Die Entwicklung war keineswegs so linear, wie sie in der Regel dargestellt wird. Andere, nicht-wissenschaftliche Motive spielten eine entscheidende Rolle.

Sommer, A. (2018). Geisterglaube, Aufklärung und Wissenschaft - Historiographische Skizzen zu einem westlichen Fundamentaltabu. In H. Schwenke (Hrsg.), Transzendente Erfahrungen - Phänomene und Deutungen: Vol. 2. Jenseits des Vertrauten: Facetten transzendenter Erfahrungen (S. 183–216). Freiburg im Breisgau: Alber.

Die Gesellschaft für Anomalistik e.V. dankt ausdrücklich dem Karl Alber Verlag, der uns freundlicherweise das PDF dieses Buchkapitels aus dem empfehlenswerten Sammelband für die Studie des Monats zur Verfügung gestellt hat.