Aus aktuellem Anlass habe ich einen Artikel zur Studie des Monats ausgewählt, der den Fußball in Afrika zum Thema hat. Der amerikanische Politikwissenschaftler und Afrika-Experte Michael G. Schatzberg wählt in seinem Aufsatz den Bereich des Fußballs aus und nimmt ihn als einen Mikrokosmos, um daran die Gleichzeitigkeit verschiedener Kausalitätsmodelle zu demonstrieren. Wissenschaftliche Rationalität besteht gleichermaßen neben einer Rationalität, die sich auf "übernatürliche Kräfte" beruft.


Was sich im afrikanischen Fußball sehr deutlich aufzeigen lässt, kann man auch in anderen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens in vielen Ländern Afrikas finden. An dieser Stelle sei auf das interessante Buch von Peter Geschiere, The Modernity of Witchcraft. Politics and the Occult in Postcolonial Africa (Charlottesville 1997) hingewiesen, das den Zusammenhang von Magie und Moderne untersucht - auf der Grundlage der Tatsache, dass der Einfluss der Moderne keineswegs zu einem Rückgang magischer Beliefs und Praktiken geführt, sondern diese eher noch verstärkt hat. Solche Untersuchungen zeigen, dass in einer kulturellen Gemeinschaft wie auch bei einem Individuum die prägenden weltanschaulichen Vorstellungen keineswegs kohärent sein müssen. Dieser Befund - das möchte ich betonen - betrifft nicht nur fremde Kulturen wie die afrikanischen, sondern auch unsere eigene. Auch hier kann man bei einem genaueren Blick in vielen Kontexten unterschiedliche, sich anscheinend widersprechende Rationalitäten entdecken. Das gilt natürlich auch für den Bereich des europäischen Fußballs ...

Michael G. Schatzberg (2006). Soccer, science, and sorcery: causation and African football. Africa Spectrum 41, S. 351-369.

Zur ergänzenden Lektüre sei noch auf einen Essay von Andrew Guest (2010) Where Has All the Magic Gone? Juju, Africa, and Superstitions in the Game hingewiesen, in dem einige der oben genannten Punkte in einer etwas anderen, weniger streng wissenschaftlichen Darstellung behandelt werden.