Über die parapsychologische Forschung in der ehemaligen Sowjetunion wurde vor allem in den 1970er und 1980er Jahren viel spekuliert, da der Zugang in mehrfacher Hinsicht erschwert war: Zum einen übte der 'Eiserne Vorhang' einen Abschirmeffekt aus, zum anderen war das Forschungsthema selbst mit dem Flair des Geheimnisvollen und Sensationellen behaftet. Ein unterhaltsam und auch etwas ironisch geschriebener Text eines Insiders soll Einblick in die Forschungssituation der 1980er Jahre geben.

Der heute in den USA lebende und im Forschungszentrum von IBM arbeitende Physiker Alexander Torin (eigentlich Tatatorin) war während dieser Zeit in einem Laboratorium des Institutes für Radiotechnik und Elektronik (IRE) Mitglied der Gruppe von Wissenschaftlern, die ein  Programm zur Erforschung der "Extrasensologie" durchführten. Sein auf Erinnerungen basierender Bericht ist anekdotisch und vermag einen guten Eindruck von der damaligen Labor- und Forschungsituation zu geben, die von allerlei Zwängen und Skurrilitäten gekennzeichnet war. Er beschreibt u.a. auch die interessanten Experimente mit der Heilerin Dzhuna (Dschuna) Davitashvili und mit dem PK-Medium Nina (Nelli) Kulagina. Seine "Aufklärung" des "Geheimnisses" um die Effekte der Kulagina mittels seiner "Histamin-These" klingt allerdings bei Kenntnis weiterer Augenzeugenberichte und Untersuchungsanordnungen sehr problematisch. Sehr erhellend dazu der Aufsatz von Jürgen Keil [1984]: Parapsychologie in der Sowjetunion, Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie, 26, S. 191-210), sowie die Dokumentation zur juristischen Auseinandersetzung um die Glaubwürdigkeit der Kulagina-Phänomene von Wladimir Flerow [1989]: Der Kulagina-Prozeß - eine Dokumentation, Zeitschrift f. Parapsych. und Grenzg. d. Psych., 31, S. 132-134. Trotz dieser Einschränkung stellt der Text von Torin eine anregende Lektüre dar.

Alexander Torin (1997): Die wahre Geschichte der Extrasensologie in Russland