Archäologie hat als Wissenschaft eine besondere Anziehungskraft für viele Menschen, die selbst wenig mit Wissenschaft zu tun haben müssen. Dies hat wohl mit dem Symbolhaften, dem Rätsel und der notwendigen Übersetzungsarbeit zu tun, die die Archäologie zu erbringen hat. Mit einem archäologischen Objekt sind Geschichten verknüpft, die in detektivischer Arbeit entschlüsselt werden muss – hierin besteht eine Ähnlichkeit mit der Forensik. Während sich letztere allerdings auf „Geschichten“ von Zeitgenossen bezieht, wo man „Fremdheit“ hauptsächlich auf der psychischen Ebene begegnet, ist es in der Archäologie kulturelle Fremdheit, die durch eine große zeitliche Distanz entsteht und die einen engen Bezug zu mythischen Erzählungen hat. Spätestens mit Erich von Dänikens Büchern – 1968 erschien sein Buch Zurück in die Zukunft – sind alternative Deutungen von archäologischen Funden Teil der Populärkultur. Der Erfolg der Filmreihe Jäger des verlorenen Schatzes (Raiders of the Lost Ark, Spielberg, 1981) und der seit dem Jahr 2009 laufende Serie Ancient Aliens und der von 2022–2024 laufenden Netflix-Serie Ancient Apocalypse verdeutlicht dies.
Die beiden Religionswissenschaftler:innen Olav Hammer und Karen Swartz untersuchten in der hier vorgestellten Studie des Monats, wie die Serie Ancient Apokalypse konstruiert ist, wie argumentiert wird und welche Erzählungen dabei benutzt werden. Für ihre Analyse verwenden sie einen literaturtheoretischen Ansatz, wobei sie zeigen, dass zwei Narrative übereinander gelegt werden, eine sehr unbestimmt bleibende Erzählung von Eiszeit-Helden, also einer untergegangenen frühen Kultur, und einer zeitgenössischen Heldenerzählung, bei der der Hauptprotagonist der Serie, der „Alternativ-Archäologe“ Graham Hancock, und seine wenigen Mitstreiter einen heroischen Kampf gegen die Ignoranz der Mainstream-Archäologie kämpfen. Die in dem Artikel angesprochenen Themen der „Pseudoverwissenschaftlichung“ (pseudoscientization) und der Ablehnung durch die Mainstream-Wissenschaft sind für alle Bereiche der Anomalistik von Interesse und geben einen Hinweis auf die Gratwanderung zwischen Mythenbildung und schlechter Wissenschaft auf der einen Seite und der erfahrenen Ablehnung durch ideologische Gatekeeping durch die Mainstream-Wissenschaft auf der anderen.
Der Preprint wird mit freundlicher Genehmigung der Autor:innen und der Zeitschrift Nova Religion zur Verfügung gestellt.