In der aktuellen Studie des Monats wird etwas sehr Spezielles vorgestellt, nämlich die chilenische Ufologen-Szene, die im Rahmen eines größeren Forschungsteilprojekts „Emerging Spiritualities and Self-Improvement“ durch die Sozialanthropologinnen Diana Espírito Santo und Alejandra Vergara untersucht worden ist. Die Autorinnen werfen einen religionswissenschaftlichen Blick auf das Feld. Es gibt den Synkretismus aus ufologischen Vorstellungen und religiöser Kosmologie, der von „Nuts and bolts“-Ufologen, also denjenigen, die nach physikalisch-materieller Evidenz suchen, als eine Kontaminierung des Felds angesehen wird. In der Analyse dieser zwei sehr verschiedenen ufologischen Zugänge gelingt es den Autorinnen, grundlegende Fragen nach den Konzepten von Evidenz und deren Entstehungsbedingungen zu stellen.

Darüber hinaus betrachten sie das „UFO“ im Lichte sogenannter „Theorie-Maschinen“. Ein UFO wird also nicht nur als ein Ding, ein Objekt betrachtet, sondern generiert als Gegenstand der Reflexion über das Vorstellbare und Unmögliche Theorien über die Welt und den Kosmos. Dies wiederum hat explizite Auswirkungen auf die Art und Weise der Weltwahrnehmung. „Evidenz“ wird damit selbst zur Manifestation von unterschiedlichen Systemen des „Möglichen“ bzw. „Unmöglichen“. Der Leserin bzw. dem Leser bietet dieser Aufsatz gedankliche Anregungen, die weit über das sehr spezielle Thema der chilenischen UFO-Szene hinausgehen.

Espírito Santo, D. & Vergara, A. (2020). The Possible and the Impossible: Reflections on Evidence in Chilean Ufology. Antípoda. Revista de Antropología y Arqueología, 41, 125-146. https://doi.org/10.7440/antipoda41.2020.06