Ein gängiger Vorwurf von Kritikern der experimentellen Befundlage der parapsychologischen Forschung besteht darin, dass man ihr nicht trauen könne. Der Wunsch nach einem positiven Nachweis von Psi führe zu verbreitetem Betrug in diesem Forschungsfeld. Nun ist Betrug inzwischen generell leider ein nicht zu verdrängendes Problem in der Wissenschaft geworden, wie der Wissenschaftsphilosoph und -historiker Henry Bauer in seinem Buch Science is not what you think (2017) zeigt, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Frage ist, ob Betrug in der Parapsychologie tatsächlich eine solch hervorgehobene Rolle spielt, wie so oft angenommen und behauptet wird. Mit seinem Aufsatz „The Problem of Fraud in Parapsychology“, den ich mit dieser Studie des Monats vorstellen möchte, geht der britische Psychologieprofessor Chris Roe genau dieser Frage nach.

Chris Roe untersucht die Argumente prominenter Vertreter der Betrugshypothese, also der Meinung, dass experimentelle Nachweise von Psi vor allem auf betrügerischer Manipulation von Daten beruhen, und vermag meiner Ansicht nach sehr plausibel diese verzerrte Sichtweise zurechtzurücken. Zwar gibt es zwei prominente Fälle von Betrug in der Geschichte der Parapsychologie, die er auch benennt, doch zeigt Roe, dass in der Parapsychologie eher ungünstige Bedingungen für Betrug vorliegen. Verschiedene Faktoren, die generell in der Wissenschaft Betrug wahrscheinlicher machen, sind hier nicht gegeben.

Der Aufsatz wurde uns freundlicherweise von der Redaktion von Mindfield, in dem er erschienen ist, zur Verfügung gestellt.

Roe, C. (2016). The Problem of Fraud in Parapsychology. Mindfield, 8(1), 8-17.