DOI: 10.23793/zfa.2025.COMP2
Zeitschrift für Anomalistik 25-2 als PDF (4,1 MB)
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 5–14
DOI: 10.23793/zfa.2025.201
Editorial
Editorial: GHOSTS Without Ghosts, or the Problem with „Nonempirical Phenomena and Experiences”
Editorial: „Geister“ ohne Geister, oder das Problem mit „nicht-empirischen Phänomenen und Erfahrungen“
Hauptbeiträge
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 212–241
DOI: 10.23793/zfa.2025.212
Spukhäuser, Geisterbahnen, Schlachtfelder: Begriffliche und konzeptionelle Probleme von Dark Tourism
Benedikt Grimmler
Zusammenfassung
1996 führten die beiden britischen Tourismusforscher Malcom Foley und John Lennon den Begriff „Dark Tourism“ ein, um ein Phänomen zu beschreiben, das vordergründig widersprüchlich erschien. Während Tourismus für gewöhnlich als Freizeitvergnügen zur Erholung und Entspannung verstanden wird, gibt es eine nicht unerhebliche Gruppe von Menschen, die bewusst Orte aufsuchen, die mit – teils extremen – Gewalt- und Todeserfahrungen verbunden sind: Konzentrationslager, Schlachtfelder, Anschlagsplätze, von natur- oder menschengemachten Katastrophen verwüstete Landstriche. In der wissenschaftlichen Forschung fand der Begriff breite Akzeptanz, dort konzentrierte man sich auf die Untersuchung der Attraktivität der sogenannten Dark Sites und die Motivationen ihrer Besucherinnen und Besucher. Zugleich kam es zu ständigen Erweiterungen des Begriffs, dessen Spektrum zugleich ausgedehnt – etwa auf Orte von Verbrechen, Lost Places oder Spukhäuser – und zu präzisieren versucht wurde. Hiermit ging aber auch Kritik einher: Über die Unklarheiten des Begriffs selbst sowie dessen sich verlierende Präzision in der Beschreibung von immer mehr Teilbereichen. Hierauf wird im Artikel ebenso eingegangen wie auf die zunehmende Aufspaltung in einen wissenschaftlichen und einen medial vermittelten populären Dark-Tourism-Begriff, der deutlich stärker auf die exzentrischen Motivationen der Dark Touristen anspielt. Diese Diskrepanz hat sich in der allgemeinen Wahrnehmung eher noch verstärkt – bis hin zu paradoxen Folgen. Anhand des sogenannten Paranormal Tourism, der sich auf mysteriöse Orte, Schauplätze von Spuk und Erscheinungen konzentriert, wird auf die mögliche Motivation dieser speziellen Unterart des Dark Tourism eingegangen und hier nach Erklärungen gesucht, die an zwei Beispielen aus Franken genauer vorgestellt und analysiert werden.
Schlüsselbegriffe
Dark Tourism, Gewalt- und Todeserfahrung, Lost Places, Spukhäuser, Paranormal Tourism, Prophezeiungen, Moderne Hexenverfolgung
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 242–281
DOI: 10.23793/zfa.2025.242
What the Deceased Communicate, What we Learn About Their State of Mind, and how this Impacts Grief
Mixed Methods Analysis of a Multilingual Case Collection of Spontaneous After-death Communications (ADCs)
Evelyn Elsaesser, Chris A. Roe, Callum E. Cooper, Sophie Morrison, David Lorimer
Artikel im Volltext als PDF (Englisch)
Artikel im Volltext als PDF (Deutsch, nur online)
Zusammenfassung
Ein spontaner und direkter Nachtod-Kontakt (NTK) tritt auf, wenn eine Person unerwartet einen Verstorbenen wahrnimmt. Diese offenbar von den Verstorbenen initiierten Kontakte werden über die Sinnesorgane Sehen, Hören, Riechen oder Tasten wahrgenommen. Oft spürt der Empfänger (die Person, die die Erfahrung macht) einfach nur die Anwesenheit des Verstorbenen. NTK treten während des Wachzustands, im Schlaf oder beim Einschlafen (in einem hypnagogischen Bewusstseinszustand) oder beim Aufwachen (in einem hypnopompischen Bewusstseinszustand) auf.
Seit 2018 führen die Autoren ein langfristiges internationales Forschungsprojekt zu den Umständen, der Phänomenologie und den Auswirkungen spontaner und direkter NTK durch. Bislang haben sie eine Umfrage mit gemischten Methoden in sechs Sprachen gemacht, die zu 1.311 ausgefüllten Fragebögen geführt hat. Im Jahr 2022 veröffentlichten die Autoren einen Artikel in der ZfA (Elsaesser et al., 2022, S. 36-71), in dem sie einige Ergebnisse ihrer ersten Umfragen in englischer, französischer und spanischer Sprache mit 1.004 Teilnehmern vorstellten. Die aktuelle ergänzende Analyse umfasst Daten aus einer deutschen Version der Umfrage, die von August 2022 bis März 2023 durchgeführt wurde und 235 Antworten lieferte. Die aktuelle Analyse, die quantitative und qualitative Daten kombiniert, widmet sich insbesondere der von den Teilnehmern wahrgenommenen Gemütsverfassung der Verstorbenen und den Auswirkungen dieser Wahrnehmungen auf den Trauerprozess.
Unter den Teilnehmern, die den Gemütszustand des Verstorbenen wahrnehmen konnten, berichtete die überwiegende Mehrheit von positiven Stimmungen. Der Kontakt konzentrierte sich auf sie, und die Verstorbenen hatten ihre Absicht bekundet, ihnen zu helfen und sie zu unterstützen. Die Minderheit der Teilnehmer, die den Gemütszustand des Verstorbenen als (eher) negativ empfanden, schilderten, dass der Kontakt sich auf den Verstorbenen und die Schwierigkeiten konzentrierte, mit denen dieser offenbar konfrontiert war. Diese Kontakte schienen nicht dazu zu dienen, den Teilnehmer Trost zu spenden. Diese Art von Kontakt ist für Partner, Familie und Freunde schwierig und kann den Trauerprozess erschweren.
Es werden die positiven Auswirkungen von NTK auf den Trauerprozess erörtert, die unter anderem auf folgende Faktoren zurückgeführt werden können: 1) die unerwartete und unaufgeforderte Wahrnehmung des Verstorbenen und die Überzeugung der Empfänger, dass die Erfahrung real war; 2) der daraus resultierende Glaube, dass die Verbindung zum Verstorbenen fortbesteht und den Tod des Körpers überdauert hat; und 3) die wahrgenommenen Botschaften.
Schlüsselbegriffe
Nachtod-Kontakt (NTK), NTK, Phänomenologie, Auswirkungen von NTK, Trauerfall, Trauer, Trauerbewältigung, Gemütszustand des wahrgenommenen Verstorbenen, Emotionaler Zustand des wahrgenommenen Verstorbenen
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 282–305
DOI: 10.23793/zfa.2025.282
Johann Caspar Lavater and the 18th-century Roots of Anomalistics
Karl Baier
Artikel im Volltext als PDF (Englisch)
Zusammenfassung
In diesem Artikel werden die Diskurse über anomalistische Themen innerhalb der späten Aufklärung untersucht und Lavaters Beziehung dazu herausgearbeitet. Anschließend wird der theologische und philosophische Hintergrund präsentiert, der zu seinem Interesse an paranormalen Phänomenen beitrug. Der folgende Hauptteil befasst sich mit den wichtigsten Fällen, die er untersuchte, und erläutert seine Methoden der Untersuchung. Die Zusammenfassung greift abschließend den Beginn des Artikels wieder auf und versucht, die Beziehung zwischen Lavaters Anomalistik und dem Denken der späten Aufklärung tiefer zu beleuchten.
Schlüsselbegriffe
Geschichte der Parapsychologie/Anomalistik, Lavater, späte Aufklärung, Methoden der frühen Anomalistik, Charles Bonnet, Johann Joseph Gaßner, Exorzismus, Alessandro Cagliostro, Initiationsgesellschaften, Ecole du Nord
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 306–389
DOI: 10.23793/zfa.2025.306
The Use of Psychics in Police Investigations of Missing Persons
Sybo S. Schouten
Artikel im Volltext als PDF (Englisch)
Zusammenfassung
Gelegentlich werden noch immer anekdotische Fälle über angeblich erfolgreiche Beiträge von Hellsehern zu polizeilichen Ermittlungen veröffentlicht. Obwohl fast alle Berichte keinen Beweiswert haben, nähren sie die Vorstellung, Hellseher könnten bei der Aufklärung von Verbrechen oder der Suche nach Vermissten helfen. Ziel dieses Artikels ist es, die tatsächliche Nützlichkeit solcher Beiträge zu prüfen.
Der erste Teil dieses Artikels untersucht die Ergebnisse von Fragebogen- und experimentellen Studien dazu, ob Hellseher nützliche Informationen für polizeiliche Ermittlungen liefern können. Fragebogenstudien aus Deutschland, den Niederlanden und den USA zeigen, dass etwa jede dritte Polizeibehörde Erfahrungen mit der Einbeziehung von Hellsehern in Ermittlungen hat. Nach Angaben der Polizei variierte der Nutzen dieser Beiträge je nach Fragestellung zwischen 0 % und 21 %.
Quantitative parapsychologische Untersuchungen, in denen Hellseher versuchten, Informationen über ihnen unbekannte Sachverhalte zu erhalten, haben gelegentlich signifikante Ergebnisse geliefert. Allerdings erschien dabei die Menge der gewonnenen Informationen sehr bescheiden. Darüber hinaus liegen mehrere experimentelle Studien vor, in denen Hellseher versuchten, Verbrechen aufzuklären, in der Regel durch die Handhabung eines Gegenstands, der mit einem realen Verbrechen in Verbindung stand. Keine dieser Studien lieferte positive Ergebnisse, aber fast alle Tests wurden unter sehr künstlichen Bedingungen durchgeführt. Daher ist es fraglich, ob diese Ergebnisse auf reale Situationen übertragen werden können. Untersuchungen, in denen die Vorhersagen über Täter unter realistischeren Bedingungen zwischen Hellsehern, Profilern und anderen Gruppen verglichen wurden, ergaben, dass die Hellseher am schlechtesten abschnitten, wobei die Unterschiede zwischen den Gruppen insgesamt gering waren.
Bei allen im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Verbrechen und Vermisstenfällen erhält die Polizei viele unaufgeforderte Hinweise von Hellsehern. Teil II analysiert solche Beiträge in zwei bekannten niederländischen Fällen vermisster Mädchen. Die Ergebnisse bestätigten frühere Erkenntnisse, dass solche Hinweise für die Ermittlungen völlig nutzlos waren. Interviews zeigten, dass die meisten Einsender sich selbst nicht als Hellseher sahen, sondern aufgrund früherer, vermeintlich zutreffender Eindrücke handelten. Die meisten von ihnen hatten ihre Eindrücke an die Polizei geschickt, weil sie bereits in früheren, öffentlich bekannt gewordenen Kriminalfällen Eindrücke erhalten hatten, die sich später als richtig erwiesen hatten. Im Allgemeinen zeigten diese Personen eine starke emotionale Bindung zu den Opfern und den Eltern. Ein Vergleich der Vorhersagen der Hellseher als Gruppe mit wissenschaftlich fundierten Vorhersagen über die Täter dieser beiden Verbrechen zeigte, dass sich beide Methoden in ihrer Genauigkeit nicht wesentlich unterschieden. Dieses Ergebnis könnte teilweise darauf zurückzuführen sein, dass die Täter in beiden Fällen zufällig mehr als üblich dem öffentlichen Stereotyp entsprachen, auf dem die meisten Eindrücke der Hellseher zu basieren scheinen.
Teil III stellt eine Studie zu Vermisstenfällen vor, in denen Hellseher beteiligt oder nicht beteiligt waren. Ziel war es, ihre Nützlichkeit für Ermittlungen und Angehörige in realen Situationen einzuschätzen; der mögliche paranormale Charakter der Eindrücke der Hellseher wurde nicht untersucht. Die Ermittlungen betrafen hauptsächlich Vermisstenfälle von potenziell schwerwiegender Natur. Fast alle waren lokaler Natur und fanden in den Medien wenig Beachtung. In etwa 15 % der 418 Ermittlungen waren Hellseher, in der Regel einer oder wenige, beteiligt. Der Glaube an paranormale oder übersinnliche Fähigkeiten spielte für die Entscheidung der Angehörigen, die Hinzuziehung von Hellsehern zu akzeptieren, kaum eine Rolle. Auffällig war, dass Hellseher häufiger in Fällen konsultiert wurden, in denen die vermisste Person später verstorben war. Es handelte sich also um Fälle, in denen die Angehörigen berechtigte Gründe hatten, sich um das Wohlergehen der vermissten Person zu sorgen.
In den vier Jahren, in denen Daten für diese Studie gesammelt wurden, wurden drei Fälle gefunden, in denen der Rat des Hellsehers zur Auffindung der vermissten Person führte. Literatur und Studienergebnisse deuten darauf hin, dass etwa 10 % der Hellseher einen nützlichen Beitrag leisten und rund 3 % die richtige Lösung liefern, die jedoch nicht immer zur tatsächlichen Auffindung führt.
Die Fragebogendaten zeigen, dass die Mehrheit der Angehörigen die Beteiligung der Hellseher positiv bewertete, obwohl über die Hälfte deren konkreten Beitrag zur Ermittlung negativ einschätzte. In ähnlichen Situationen würden die meisten dennoch wieder Hellseher hinzuziehen. Geschätzt wurden vor allem die psychologische Unterstützung, neue Suchansätze und das Gefühl, alles Mögliche getan zu haben.
Anekdotische Fälle hellseherischer Detektivarbeit sind wegen ihrer geringen Zuverlässigkeit und niedrigen Erfolgsquote ungeeignet, um übersinnliche Fähigkeiten zu belegen. Die Daten dieser Studie legen nahe, dass Erfahrung und Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten wichtige Faktoren für einen möglichen Erfolg von Hellsehern sind. Ein sinnvollerer Ansatz wäre die systematische Forschung zu Vermisstenfällen. Wenn erfahrene Beamte, die die Ergebnisse solcher Forschungen nutzen, bei der Vorhersage des Aufenthaltsorts vermisster Personen genauso gut oder besser abschneiden als Hellseher, gibt es kaum noch Grund zu der Annahme, dass die hellseherische Detektivarbeit etwas Geheimnisvolles an sich hat.
Schlüsselbegriffe
Detektivarbeit, Hellseher, Kriminaltelepathie, Polizeiermittlungen, vermisste Personen
Rezensionen
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 390–394
DOI: 10.23793/zfa.2025.390
Donna Maria Thomas (2023). Unerklärliche Erfahrungen von Kindern
Wenn Kinder Ungewöhnliches berichten – Ein spiritueller Zugang
Rezension und Interview von: Marc Wittmann
Rezension und Interview im Volltext als PDF
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 395–401
DOI: 10.23793/zfa.2025.395
Jeremy Stolow (2025). Picturing Aura: A Visual Biography
Rezensiert von: Gerhard Mayer
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 402–411
DOI: 10.23793/zfa.2025.402
Richard Raiswell, Michelle D. Brock & David R. Winter (2025). The Routledge History of the Devil in the Western Tradition
Rezensiert von: Meret Fehlmann
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 412–416
DOI: 10.23793/zfa.2025.412
Nigel Watson (2024). Portraits of Alien Encounters Revisited High Strangeness British UFO Cases
Rezensiert von: Ulrich Magin
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 417–419
DOI: 10.23793/zfa.2025.417
Wolfgang Stölzle, Günter Roth (Hrsg.)(2025). Mut zum Widerspruch. Dissidenten der Alternativlosigkeit berichten
Rezensiert von: Florian Mildenberger
Zeitschrift für Anomalistik 25 (2025), Nr. 2, S. 420–426
DOI: 10.23793/zfa.2025.420
Abstracts-Dienst / Literaturspiegel
Frauke Schmitz-Gropengießer, Gerhard Mayer
