Die Zeit um den Jahreswechsel herum regt in vielen Menschen das Bedürfnis nach Bilanzierung und Ausblick an. Für die Gesellschaft für Anomalistik ergibt sich derzeit ein besonderer Anlass für eine Statusbestimmung, denn im zehnten Jahr des Bestehens der Zeitschrift für Anomalistik (ZfA) wurde mit dem Band 9 (die Zeitverzögerung ist eine hoffentlich bald behobene 'Anomalie'!) die erste von Gerd H. Hövelmann als verantwortlichem Redakteur betreute Ausgabe publiziert. Hövelmann nahm die Gelegenheit wahr, in seinem lesenswerten und bilanzierenden Editorial einige grundlegende Probleme der Anomalistik, unter anderem zur Bestimmung von dessen Gegenstand, anzusprechen. Nachdem man dies im Rahmen eines Editorials nur anreißen und nicht in einem angemessenen Umfang bearbeiten kann, habe ich einen Aufsatz als Studie des Monats gewählt, der ausschließlich diesem Thema gewidmet ist.

Der Psychologe Eugene Subbotsky untersucht schon seit ungefähr zwanzig Jahren die Entstehung und Auswirkungen magischen Denkens und metaphysischer Glaubensvorstellungen vor allem bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen. Dazu hat er eine Reihe interessanter Experimente durchgeführt. In der hier präsentierten Studie des Monats werden drei Experimente vorgestellt, die Subbotsky mit erwachsenen Personen durchgeführt hatte. Damit untersuchte er die "protection against magical suggestion hypothesis", also die Hypothese, nach der Menschen dazu neigen, sich gegen den Versuch magischer Beeinflussung zu wehren.

Zur Sommerzeit ist wieder einmal ein wissenschaftshistorisches Thema angesagt, das allerdings durchaus einen Bezug zu aktuell relevanten wissenschaftlichen und philosophischen Fragen hat. Es geht um die Diskursfigur des "psychophysischen Parallelismus", die an das Problem des Zusammenhangs von Psyche und Physis, oder moderner: von mind und matter geknüpft ist und im Laufe des 19. Jahrhunderts eine immense und über den Bereich der Wissenschaft hinausreichende Popularität erreicht – ähnlich wie es gegenwärtig mit manchen Thesen der Fall ist, die von den Neurowissenschaften generiert worden sind.

Aus aktuellem Anlass habe ich einen Artikel zur Studie des Monats ausgewählt, der den Fußball in Afrika zum Thema hat. Der amerikanische Politikwissenschaftler und Afrika-Experte Michael G. Schatzberg wählt in seinem Aufsatz den Bereich des Fußballs aus und nimmt ihn als einen Mikrokosmos, um daran die Gleichzeitigkeit verschiedener Kausalitätsmodelle zu demonstrieren. Wissenschaftliche Rationalität besteht gleichermaßen neben einer Rationalität, die sich auf "übernatürliche Kräfte" beruft.

Mit der neuen Studie des Monats greifen wir ein altes Problem auf, mit dem die anomalistische Forschung seit je her konfrontiert wird. Es geht nämlich um die Frage der Abgrenzung von Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft, also um das so genannte Demarkationsproblem. Der Autor des hier vorgestellten Textes, Michael Hagner, weist in seinem wissenschaftshistorischen Rückblick schlüssig nach, dass die Versuche, den Begriff der "Pseudowissenschaft" als analytischen Ordnungsbegriff sinnvoll zu etablieren, bislang gescheitert sind.