Klinische Parapsychologie ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend Beachtung auch außerhalb des engeren Feldes der Parapsychologie gewonnen hat. Er bezeichnet einen Ansatz, bei dem Ergebnisse der parapsychologischen Forschung in der psychologischen/ psychiatrischen Praxis und Beratung berücksichtigt werden. 2007 gab es eine erste internationale Konferenz zur Klinischen Parapsychologie in den Niederlanden. Die anlässlich dieser Veranstaltung gehaltenen Vorträge bilden die Grundlage eines soeben erschienenen und empfehlenswerten Sammelbandes Perspectives of Clinical Parapsychology, der von Wim H. Kramer, Eberhard Bauer und Gerd H. Hövelmann herausgegeben wurde. Für die aktuelle Studie des Monats habe ich ein Kapitel dieses Bandes ausgewählt, das einen Einblick in das Themenfeld aus einer eher phänomenologischen Sicht gibt.

Im Zusammenhang der Aufarbeitung und Kommentierung des Tsunami-Ereignisses am 26. Dezember 2004 wurde verschiedentlich auf seltsames Verhalten von Tieren hingewiesen, das im Vorfeld der Katastrophe beobachtet worden war. Ähnliches gilt für das große Erdbeben, das im Jahr 2008 China heimsuchte (siehe Spiegel-Online-Artikel vom 16.5.2008). In der aktuellen Studie des Monats stellt eine internationale Forschergruppe ein geophysikalisches Erklärungsmodell für ein solches - auf 'Vorahnung' bzw. 'Vorwissen' des zu erwartenden Erdbebens beruhendes - auffälliges Verhalten von Amphibien vor.

Parapsychologische Forschung wird meistens mit dem europäischen und nordamerikanischen Raum assoziiert. Dass sich inzwischen - aus unserer Perspektive wenig wahrgenommen - an anderen Orten eine vitale Forscherszene entwickelt hat, konnte man während der 54th PA Convention feststellen, die in diesem Jahr erstmals in Brasilien stattfand. Dort stellte auch der japanische Biophysiker Prof. Hideyuki Kokubo seine aktuelle Forschung vor. Kokubo leitet die International Society of Life Information Science (ISLIS), ein Institut, das sich seit 1996 der anomalistischen Forschung widmet, regelmäßig Symposien veranstaltet und viele interessante Forschungsprojekte durchführte. Eine Reihe von Projekten, die Kokubo mit seinen Mitarbeitern seit einiger Zeit betreibt, beschäftigt sich mit dem Einfluss, den Heilerinnen und Heiler auf die Gasemissionen von verletzten Pflanzen ausüben.

Das öffentliche Interesse an UFOs und Aliens unterliegt Schwankungen, ist jedoch trotz der – von manchen mit Enttäuschung, von anderen wohl eher mit Erleichterung wahrgenommenen – unklaren Befundlage nie völlig verschwunden. Die Veröffentlichung von bisher geheim gehaltenen staatlicher UFO-Akten im Internet, die von immer mehr Regierungen vorgenommen wird, führte zumindest zu Beginn dieser Entwicklung zu erstaunlichen Zugriffsraten auf die entsprechenden Internetseiten. Die Existenz dieser Akten wirft zum einen ein Licht auf die Vielzahl und Beständigkeit von UFO-Sichtungen, zum anderen darauf, dass es sich um ein Thema handelt, das nicht ausschließlich in den Bereich der fiktionalen Unterhaltung und der sensationsgierigen Revolverblätter abzuschieben ist. Die aktuelle Studie des Monats ist den ernsthaften Auseinandersetzungen mit dem UFO-Thema in Form der so genannten Local SETI-Forschung (in Abgrenzung zum bekannten SETI-Programm zur Erforschung extraterrestrischer Lebensformen) gewidmet.

Sieht man ein Trance-Medium in einem spiritistischen Setting in Aktion, so fühlt man sich in mancherlei Hinsicht an das Verhalten von Menschen mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung erinnert. Neben den äußerlichen Ähnlichkeiten der unkontrollierten Körperbewegungen gibt es weitere Parallelen zu diesem Krankheitsbild wie z.B. der Verlust der Erinnerung und des Identitätsempfindens. Dementsprechend wurde das Verhalten solcher Medien oft pathologisiert. In der historischen Schamanismusforschung etwa diagnostizierte man das seltsame Verhalten der Schamanen in Trance als "arktische Hysterie".