Veränderte Bewusstseinszustände – Außergewöhnliche Erfahrungen

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Die Geschichte der Anomalistik und der Parapsychologie im Besonderen ist auf das Engste mit außergewöhnlichen Erfahrungen verbunden, denn es geht in diesen Forschungsfeldern um Grenzfälle, Grenzgebiete und Grenzüberschreitungen: Grenzfälle dessen, was wir mit unseren allgemein akzeptierten naturwissenschaftlichen Modellen erklären können, Grenzgebiete dessen, was von der akademischen Wissenschaft als erforschenswert erachtet wird, und Grenzüberschreitungen dahingehend, dass der Rahmen alltäglichen Erlebens verlassen wird und wir es mit außergewöhnlichen Erfahrungen zu tun haben.

In der aktuellen Studie des Monats zeichnet der Historiker Andreas Sommer wesentliche Züge der Auseinandersetzung der modernen Wissenschaft mit dem Okkulten, Paranormalen, oder allgemeiner: mit anomalen Phänomenen nach. Es ist eine Geschichte, die zumeist verzerrt dargestellt wird. Sie wird von den Protagonisten oft aus Unkenntnis, Wunschdenken oder auch wider besseres Wissen aus wissenschaftspolitischen und weltanschaulichen Gründen propagiert und weitergetragen. Der Kern dieser falschen Vorstellungen besteht darin, dass die Aufklärung mit dem Siegeszug der Wissenschaft zu einer rein auf wissenschaftlich basierten Vernunftgründen beruhenden Abkehr von Geisterglauben und dem Ernstnehmen von anomalen Phänomenen geführt habe.

Zeitschrift für Anomalistik Band 18 (2018) Nr. 1+2

Die Ausgabe 1+2 des Bands 2018 der Zeitschrift für Anomalistik ist erschienen.

Mit Beiträgen von
Gerhard Mayer, Birgit Menzel, Meret Fehlmann, Uwe Schellinger, Johannes Heim, Sarah Pohl u.v.a.

„Die Aufsätze in dieser Ausgabe der Zeitschrift für Anomalistik kann man alle unter der Perspektive eines besonderen Zeitgeistbezugs betrachten. Drei von ihnen haben einen historischen Schwerpunkt, einer analysiert die gegenwärtige Situation unter einer speziellen Perspektive, und zwei weisen auf Aspekte hin, die auf (mögliche) zukünftige Entwicklungen hinweisen.“

Aus dem Editorial von Gerhard Mayer

Stimmenhören wurde und wird nach wie vor gerne als Synonym für das Vorliegen einer Psychose angesehen. Zwar haben auch viele schon von Eingebungen und Visionen im Bereich der Religionen und Mystik gehört, aber üblicherweise wird dies nicht dem alltäglichen Bereich zugeordnet. Die besonderen Gesetze, die im Bereich der Mystik gelten, sind weitestgehend ohne Relevanz für den medizinisch-psychiatrischen Alltag. Dass es auch Menschen gibt, die regelmäßig Stimmen hören und dennoch nicht unter Realitätsverlust leiden, die also ihren Alltag sehr gut bewältigen können, ist nur wenigen bekannt. Umso verdienstvoller ist es, dass diese Gruppe nun in einer Vergleichsstudie genauer untersucht wurde.

Einer nach wie vor gängigen Vorstellung zufolge gab es einen engen Zusammenhang zwischen dem Nationalsozialismus und esoterischem Gedankengut. Dieses soll einen wichtigen Einfluss auf die menschenverachtende Ideologie der Nazis gehabt haben. Einen solchen Einfluss gab es in der Tat, doch das Verhältnis ist weitaus komplexer, als es in den erst in der Nachkriegszeit entstandenen Mythen um das „esoterische Nazitum“ (wie auch deren geheimer SS-Technologie) sowohl aus linker als auch aus rechter politischer Perspektive behauptet wird. Der an der Universität Heidelberg Religionswissenschaftler Julian Strube hat sich intensiv mit der Geschichte der Esoterik im 19. und 20. Jahrhundert und besonders auch deren Bedeutung im Zusammenhang mit völkischen Bewegungen, Nationalsozialismus und Rechtsextremismus beschäftigt.