Wenn man nicht gerade für eine große Internetfirma oder für einen Überwachungsdienst arbeitet, löst der Begriff ‚Big Data‘ meist negative Empfindungen aus. Dass man ‚Big Data‘ auch in sinnvoller Weise für die parapsychologische Forschung nutzen kann, zeigt eine interessante Untersuchung des amerikanischen Parapsychologen Dean Radin, die hier als Studie des Monats vorgestellt werden soll. Angeregt durch zwei bekannte Forschungsansätze, das Global Consciousness Project (GCP) und die Presentiment-Experimente nach Daryl Bem, ging Radin der Frage nach, ob sich nichtvorhersehbare negative Ereignisse in geposteten Twitternachrichten unbewusst vor deren Eintritt als Ausdruck einer ‚globalen Vorahnung‘ niederschlagen könnten. Obwohl in dieser Studie wie im GCP von der Möglichkeit eines "globalen Bewusstseins" ausgegangen wird, unterscheidet sich Radins Studie vom Ansatz des GCP darin, dass nicht Reaktionen auf Ereignisse, sondern unbewusste Vorahnungen (presentiments) untersucht werden.

Dr. Joscha Bach

Gast: Dr. Joscha Bach

  • Forscher für künstliche Intelligenz
  • Kognitionswissenschaftler
  • Schwerpunkte: kognitive Architekturen, mentale Repräsentation, Emotion, soziale Modellierung und Multiagenten-Systeme
  • web: bach.ai

Zeitschrift für Anomalistik Band 23 (2023) Nr. 1

Die erste Ausgabe des Bands 2023 des Journal of Anomalistics / Zeitschrift für Anomalistik ist erschienen!

Mit Beiträgen von Uwe Schellinger, Gerhard Mayer und Max Fuhrmann, James Houran, Brian Laythe, Cindy Little, und Damien J. Houran, Fotini Pallikari, Hartmann Römer, Gabriele Lademann-PriemerUlrich Magin u.v.a.

„Der Blick ‚nach drinnen‘, also in die vorliegende Ausgabe der Zeitschrift für Anomalistik, zeigt eine heterogene Mischung von Forschungsartikeln aus unterschiedlichen Disziplinen und Quellen und in verschiedenen Textformaten. Neben drei begutachteten Originalartikeln, davon zwei in englischer Sprache (Houran, Pallikari) und einer in deutscher Sprache (Schellinger), haben wir eine erweiterte deutsche Übersetzung eines schon publizierten englischen Artikels (Mayer & Fuhrmann) sowie den zweisprachigen Abdruck eines die zentralen Gedankenlinien zusammenfassenden Einführungskapitels zu einer neu erschienenen Monographie (Römer), auf die es hinzuweisen lohnt.

Aus dem Editorial von Gerhard Mayer

Über die spezifischen Elemente und Qualitäten des Erlebens von Nahtoderfahrungen (NTE) wurde in den letzten Jahren viel geforscht und geschrieben. Sie haben in der Regel eine profunde Auswirkung auf das Weltbild und die Einstellung zum Leben der betroffenen Personen. Bekannte Elemente sind beispielsweise der „Lebensfilm“, also das in Sekundenschnelle ablaufende Panorama erlebter Situationen und Erfahrungen, Glücksempfinden, Begegnungen mit Verstorbenen und mit mystischen Wesen sowie das Durchqueren eines dunklen Tunnels, an dessen Ende ein helles Licht zu sehen ist. Manche dieser Wahrnehmungen treten auch im Zusammenhang mit der Einnahme von DMT-haltigen Psychedelika wie etwa dem in den „magic mushrooms“ enthaltenen Psilocybin auf. Aufgrund der berichteten Ähnlichkeiten der Erfahrungselemente stellt sich die Frage, ob nicht die Ausschüttung von endogenem, also im eigenen Körper produziertem DMT für das Entstehen von NDE verantwortlich sein könnte.