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Zeitschrift für Anomalistik Band 10 (2010) Nr. 1+2


S. 6-16:

Die "Große Verschwörungstheorie" aus psychologischer Sicht

Joachim I. Krueger

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – Es liegt im Wesen der Verschwörung, geheim bleiben zu wollen. Das Geheime wirft epistemologische und psychologische Herausforderungen auf. Verschwörungstheorien sind allenthalben beliebt und weitgehend gegen empirische Überprüfung abgeschottet. Der Idealtypus der Verschwörungstheorie ist die „Theorie der Grossen Verschwörung”, der zufolge dem gesamten Weltgeschehen, möge es auch noch so zufällig, unkontrolliert oder widersprüchlich erscheinen, ein Masterplan zugrunde liegt. Demnach steuert eine kleine aber mächtige Elite alles, dem Ziel der Weltherrschaft immer näher kommend. Der Versuch, diese theoretische Konstruktion zu widerlegen, ist müßig, aber gedruckter Zweifel muss gestattet sein.

Schlüsselbegriffe: Verschwörungstheorie – Psychologie – Spieltheorie – Religion

Abstract – It is the nature of conspiracy theories to seek secrecy. This secrecy poses epistemological and psychological challenges. Conspiracy theories are rather popular and they are virtually insulated from empirical evaluation. The ideal type of a conspiracy theory is the “Great Conspiracy Theory,” which holds that the totality of world events is based on a single master plan, no matter how random, uncontrolled, or contradictory events may seem. According to the Great Theory, a small yet powerful elite manages everything, thereby coming ever closer to its ultimate goal of world domination. Any attempt to refute this theoretical construction will remain futile, but skepticism must be allowed to go to print.

Keywords: Conspiracy theory – psychology – game theory – religion

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S. 17-57:

Die Geisterjäger kommen. Phänomenologie der Ghost Hunting Groups

Gerhard Mayer

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – Im Laufe der letzten Jahre wurden vor allem in den USA eine Vielzahl von so genannten Ghost Hunting Groups (GHGs) neu gegründet, die sich der Untersuchung von mutmaßlichen Spukschauplätzen verschrieben haben. Der vorliegende Aufsatz ist der Analyse dieser Bewegung gewidmet, deren bemerkenswerte Entwicklung hauptsächlich auf drei Faktoren zurückzuführen ist: (1) auf entsprechende Medienangebote im Fernsehen und in Kinofilmen, die modellhaften Charakter bekamen, (2) auf die Popularisierung des Internets mit all seinen Möglichkeiten der Informationsgewinnung, des Austauschs und der Vernetzung, sowie (3) auf die leichte Verfügbarkeit und Handhabbarkeit von Hightech-Geräten, die mit einer Vereinfachung der Datenverarbeitung durch deren Digitalisierung einhergeht. In diesem Aufsatz wird zunächst eine Dimensionierung des Feldes der GHGs nach verschiedenen Kriterien vorgenommen, bevor versucht wird, die Genese der Bewegung zu rekonstruieren. Danach werden die wichtigsten methodischen Ansätze (Equipment, Vorgehensweisen) skizziert. Der Hauptteil des Textes ist schließlich der Beschreibung der Situation in den USA gewidmet. Sie beruht auf den Selbstdarstellungen der Gruppen im Internet, der Analyse der für die Genese der Szene wichtigen Fernsehserie Ghost Hunters, die eng mit der GHG The Atlantic Paranormal Society (TAPS) verknüpft ist, sowie den wenigen existierenden wissenschaftlichen Untersuchungen zu der Bewegung. In einem weiteren Schritt wird ein Blick auf die GHGs in Deutschland geworfen, die sich einerseits stark an die amerikanischen Vorbilder anlehnen, andererseits aber in vielen Fällen eine kulturbedingt andere Rahmung vornehmen. In den abschließenden Überlegungen wird noch die Problematik, die diese Form der Laienforschung für die wissenschaftliche Anomalistik mit sich bringt, thematisiert.

Schlüsselbegriffe: Geisterjäger – Feldforschung – Spukuntersuchungen – Spukschauplätze – Medienanalyse – Laienforschung

Abstract – Over the past several years, Ghost Hunting Groups (GHGs) were founded, particularly in the United States, which have committed themselves to the investigation of presumedly haunted sites. This article will focus on the analysis of this movement and its remarkable development, which results from three major factors: (1) the presence of ghost-hunting-related themes in the media, such as on television and in movies, (2) the popularization of the internet and the possibilities that emerge in the area of information access, general exchange and networking, as well as (3) easy availability and manageability of high-tech equipment along with the simplification of data processing due to data digitalization. First, this article will dimensionalize the field of GHGs according to various criteria. Subsequently, an attempt is made to reconstruct the emergence of the movement. Next, the most important methodological approaches (equipment, procedures) will be outlined. Finally, the main part of the text will focus on the situation in the United States. It is based on self-portrayals of the GHGs on their webpages, the analysis of the Ghost Hunters TV series that plays an important role in the emergence of the movement and is closely linked to the GHG The Atlantic Paranomal Society (TAPS), as well as on the few scientific studies that exist on the movement. In a second step, the paper will look at GHGs in Germany, which, while they adopt the American model, in many cases use a different culture-dependent framing. The article concludes by highlighting problems that this form of non-professional research pose to scientific anomalistics.

Keywords: Ghost Hunting Groups – field research – paranormal investigations – haunted sites – media analysis – non-professional research

Es kommentiert:

  • Gerd H. Hövelmann: Kinder am Tatort

Der Autor antwortet:

  • Gerhard Mayer: Bedenkliche Entwicklung

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S. 58-115:

Konzeptuelle Replikationsstudie zu Experimenten zur außersinnlichen Wahrnehmung

Günter Daniel Rey, Katharina Berens, Sandra Schäfer, Manuela Hesser, Elena Dietz, Anne Schirmer

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – Das Experiment untersucht mit Hilfe von Zenerkarten Fähigkeiten in der Außersinnlichen Wahrnehmung für die Bereiche Telepathie, Hellsehen und Präkognition. Angenommen wurde, dass a) auf Grund von paranormalen Fähigkeiten der Probanden eine überzufällig hohe Trefferzahl (Anzahl richtig erkannter Symbole) in den Teilbereichen auftritt und b) diese außerdem durch Motivation und die Einstellung gegenüber paranormalen Phänomenen moderiert wird. Es wurde ein dreifaktorieller Versuchsplan verwendet, der die 96 studentischen Probanden zunächst auf dem ersten, dreifachgestuften Faktor zufällig einem durch ein Feedback erzeugten motivationalen Zustand zuteilte. Zwei messwiederholte Faktoren schlossen sich an, nämlich die Testung in den drei Teilbereichen sowie eine 25-malige Wiederholung des Rateversuchs. Des Weiteren wurden vor dem Experiment Neurotizismus- und Extraversionswerte, sowie die paranormale Überzeugung der Probanden erhoben. Signifikante Effekte konnten weder für Telepathie (erwartete Trefferrate: 480; erreichte Trefferrate: 493; p = .26) und Hellsehen (480; 490; p = .31), noch für Präkognition (480; 456; p = .89) erzielt werden. Die unter b) postulierten moderierenden Einflüsse konnten ebenfalls nicht nachgewiesen werden.

Schlüsselbegriffe: Telepathie – Hellsehen – Präkognition – Zenerkarten – konzeptuelle Replikation

Abstract – The experiment used Zener cards to investigate individual abilities in three categories of extrasensory perception: telepathy, clairvoyance and precognition. It was assumed that a) such abilities significantly increase the numbers of correct hits (correctly identified symbols) and that b) these abilities are moderated by motivational aspects and the general attitude towards paranormal phenomena. A three-factor model was used for the experiment. Ninety-six students were randomly assigned to three feedback-induced levels on the first between-subject motivational factor. Two within-subject factors were also used: firstly, testing in the three categories of extrasensory perception and, secondly, a 25-fold repetition of each trial. Results did not show any significant findings for either telepathy (expected correct hits: 480; achieved correct hits: 493; p = .26), clairvoyance (480; 490; p = .31) or precognition (480; 456; p = .89). The expected moderator effects according to b) also failed to reach significance.

Keywords: Telepathy – clairvoyance – precognition – Zener cards – conceptual replication

Es kommentieren:

  • Wolfgang Ambach: Dieser Betrieb bildet aus
  • Roger D. Nelson: Hochwissenschaftliches Rauschen
  • Suitbert Ertel: Ein Forschungsbericht mit Versäumnissen
  • Wolfgang Helfrich: Ein klares "Jein"
  • Ulrich Timm: Drei statistische Anmerkungen
  • Gerd H. Hövelmann: Methodologie oder politisches Kalkül? Anmerkungen zum Kommentar von Wolfgang Ambach

Autorenantwort:

  • Günter Daniel Rey: Zur Teststärke und anderen Kritikpunkten

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S. 116-122:

Nachruf: Eckard Etzold (1960-2011)

Gerhard Mayer

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S. 123-135:

Bibliografie: Akademische Abschlussarbeiten zu Themen der Anomalistik, 2000-2010

Gerd H. Hövelmann

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S. 136-181:

Rezensionen

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  • Gerda Lier (2010): Das Unsterblichkeitsproblem. Grundannahmen und Voraussetzungen
    Rezensent: Michael Nahm
  • Jeffrey J. Kripal (2010). Authors of the Impossible: The Paranormal and the Sacred
    Rezensent: Renaud Evrard
  • Heather Wolffram (2009): The Stepchildren of Science: Psychical Research and Parapsychology in Germany, c. 1870-1939
    Rezensent: Andreas Sommer
  • Jacques Vallée, Chris Aubeck (2010): Wonders in the Sky: Unexplained Aerial Objects from Antiquity to Modern Times
    Rezensent: Ulrich Magin
  • Martin G. Enne (2009). Ubald Tartaruga (1875-1941). Emund Otto Ehrenfreund – Eine Biographie
    Rezensent: Uwe Schellinger
  • Felix Gietenbruch (2010): Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten. Ein verdrängter Zusammenhang
    Rezensent: Günter Ewald
  • Wilhelm Mattes (2006). Das Vater-unser-Gebet und die Fischfangerzählung. Werke der gnostischen Arithmologie.
    Rezensent: Rüdiger Plantiko
  • Volker H. Schendel (Ed.) (2010): Apokryphen der Astrologie. Gekürzte Studienausgabe; (2010) Astrologischer Forschungstag zur Dissertation von Dr. Peter Niehenke
    Rezensent: Gerhard Mayer
  • Anabela Cardoso (2010): Electronic Voices: Contact With Another Dimension?
    Rezensent: Michael Nahm

S. 182-188:

Abstractdienst / Literaturspiegel

Andreas Sommer

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