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Zeitschrift für Anomalistik Band 2 (2002) Nr. 1+2


S. 1-31:

Zum experimentellen Nachweis akausaler Korrelationseffekte in unbelebten Systemen

Johannes Hagel und Margot Tschapke

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – Während „Mikro-PK“ als eine Interaktions-Anomalie verstanden wird, die von bewusstseinsbehafteten, lebenden Systemen abhängt, definieren wir „Akausale Korrelation“ als eine Verallgemeinerung davon, bei der beliebige – also auch unbelebte – Systeme in Interaktion mit Zufallsprozessen treten können: Eine akausale Korrelation eines beliebigen Systems mit einem Zufallsprozess ist eine über die Zufallserwartung hinausgehende Korrelation zwischen einer (oder mehreren) Systemvariablen und der Zufallsvariablen des Zufallsprozesses, sofern keine kausale Beeinflussung des Zufallsprozesses durch das System existiert. Im Anschluss an Überlegungen von Giordano Bruno hypothetisieren wir, dass akausale Korrelationen so gerichtet sind, dass sie den Selbsterhalt des Systems fördern bzw. destruktive Einflüsse tendenziell von ihm abwenden. In Experimenten mit einer Modell-Lokomotive, bei der diese in Abhängigkeit von einer Zufallsvariable Umpolungen ausgesetzt wurde oder unterschiedlichen Differenzkraftstößen unterlag, konnten wir unsere Hypothese verifizieren und durch verschiedene Variationen des Experimentalaufbaus weiter korroborieren, u.a. durch eine Verblindung des Experiments, um eventuelle Beobachtereffekte auszuschließen. Unsere die Hypothese bestätigenden Ergebnisse konnten erfolgreich repliziert werden, auch von unabhängigen Experimentatoren. Diese vollkommen spontan auftretende und in dem System nicht a priori angelegte Verhaltensweise legt nahe, dass es Formen der Selbstorganisation zur Systemerhaltung schon auf der Ebene einfachster Systeme gibt. Da unser theoretisches Verständnis dieses Phänomens noch sehr begrenzt ist, verwenden wir den Ausdruck „Akausale Korrelation“, weil wir das begriffliche Antizipieren möglicher Erklärungsansätze vermeiden wollen. Mittels akausaler Korrelation scheint es zumindest gewissen Systemen möglich zu sein, die thermodynamisch geforderte Zunahme ihrer Entropie zu verlangsamen, was weitreichende kosmologische Implikationen haben könnte.

Schlüsselbegriffe: Akausale Korrelation – Zufallsprozesse – Systeme – Selbstorganisation – Entropie – Parapsychologie – Interaktions-Anomalie

Abstract – While “Micro-PK” is perceived as an interaction anomaly depending on conscious living systems, we define “acausal correlation” as a more general concept, where inanimate systems may also interact with random processes. An “acausal correlation” of a given system with a random process is a deviation from chance expectation regarding the correlation between one or more system variables and the chance variable of the random process, when there is no causal influence of the system onto the random process. Following some speculations of Giordano Bruno, we propose that acausal correlations are directed somehow to support self-preservation of the system, leading to a minimization of destructive actions onto the entire system. In an experimental setup we exposed a model train to repolarisations and different amounts of centrifugal force, depending on a chance variable of a random process. Our hypothesis was verified. Further corroboration comes from various modifications of the experimental setup, including blind conditions to preclude possible observer effects. Our results were replicated successfully, also by independent experimenters. This entirely spontanous behaviour – which a has not been implemented a priori into the system – indicates a certain form of self organisation is possible even in very simple inanimate systems. Our theoretical understanding of this phenomenon is still very limited, so we use the preliminary term ‘acausal correlation’ in order not to anticipate any kind of explanation. Acausal correlation seems to enable at least some systems to slow down the increase of entropy, which is demanded by thermodynamics. This may have major cosmological implications.

Keywords: acausal correlation – random processes – systems – self organisation – entropy – parapsychology – interaction anomaly

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Es kommentieren:

  • Nicolas Benzin: Prinzip ohne Ursache? – Giordano Bruno und akausale Korrelationseffekte in unbelebten Systemen
  • Bernd Dürrer: Geringe Effektstärke, viele Alternativhypothesen
  • Eckhard Etzold: "Akausale Korrelationen" als Triebkraft der Evolution?
  • Jürgen Heinzerling: Einwände aus Sicht der Steuer- und Regelungstechnik
  • Joop M. Houtkooper: "To boldly go where no one has gone before"
  • Gerd H. Hövelmann: Die Unausschließbarkeit des Handelnden
  • Martin Lambeck: Empfehlungen für zukünftige Experimente
  • Walter von Lucadou: Relevant für das Modell der Pragmatischen Information?
  • Markus Pössel: Für überzeugenden Nachweis noch zu viele Fragen offen
  • Helmut Schmidt: Anknüpfungspunkte zu früheren Experimenten
  • Thorsten Siebenborn: Zwei grundlegende Probleme
  • Harald Walach: Versuchsleitereffekte kaum auszuschließen

Die Autoren antworten:

  • Johannes Hagel und Margot Tschapke: Replik zu den vier zentralen Problemkreisen

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S. 76-79:

Sind die Daten der Fourmilab-Experimente mit der Mondphase korreliert? - Ein Replikationsversuch

Eckhard Etzold

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – Der Versuch, in einem „Psychokinese“-Experiment einen zuvor beobachteten Mondeffekt erneut zu replizieren, scheiterte. Die Resultate stehen in Übereinstimmung mit den Voraussagen des Modells der Pragmatischen Information (MPI) von Walter v. Lucadou, könnten aber auch durch die Zufallshypothese erklärt werden.

Schlüsselbegriffe: Mond – Parapsychologie – Psychokinese – Modell der Pragmatischen Information

Abstract – An attempt to replicate an earlier observed lunar effect in a psychokinesis-type experiment failed. The results are in accordance with predictions from the Model of Pragmatic Information (MPI) by Walter v. Lucadou, but they also could be due to chance only.

Keywords: moon – parapsychology – psychokinesis – Model of Pragmatic Information

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Es kommentieren:

  • Emil Boller: Studie von Radin und Rebman mit Vorsicht zu genießen
  • Suitbert Ertel: Bidirektionalitäts-Hypothese sollte berücksichtigt werden
  • Walter von Lucadou: "Mitlaufen" des MPI ist zu begrüßen
  • Joop M. Houtkooper: Was kann man erklären und was nicht?
  • Alexander Schestag: Eine Quantifizierung der Hypothese "MPI" ist nötig
  • Harald Walach: Zur Bewertung des Modells der Pragmatischen Information

Der Autor antwortet:

  • Eckhard Etzold: Bausteine für die zukünftige Weiterarbeit

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S. 91-108:

Moduliert der Mond die perioperative Blutungsgefahr und andere Komplikationsrisiken im Umfeld von chirurgischen Eingriffen?

Edgar Wunder und Michael Schardtmüller

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – In der landläufigen Folklore werden Einflüsse des Mondes auf die menschliche Gesundheit angenommen. Insbesondere wird die Mondphase und die Stellung des Mondes in den Tierkreiszeichen als relevant für die Blutungsgefahr und andere Komplikationsrisiken bei chirurgischen Eingriffen angesehen. Wir diskutieren die Entstehung und Entwicklung solcher Glaubenssysteme in der Geschichte der Medizin und präsentieren einen Literaturüberblick zu empirischen Studien, die solche Behauptungen überprüften. In diesem Rahmen nehmen wir auch eine Reanalyse der oft zitierten Untersuchung von Andrews (1960) vor. Um die Thesen von Andrews (1960), Paungger und Poppe (1994) auf den Prüfstand zu stellen, führten wir eine Studie mit 228 Patienten durch, die am Landeskrankenhaus Kirchdorf / Krems (Oberösterreich) Knie- oder Hüftprothesen-Erstimplantationen erhielten. Um die relativen Effekte des Lebensalters, des Geschlechts, der Art der Operation, der Mondphase sowie der Stellung des Mondes in den Tierkreiszeichen zu bestimmen – in Bezug auf perioperativ auftretende Komplikationen verschiedener Art, Blutverbrauch (in Zahl der Blutkonserven) als Reaktion auf überstarke Blutungen, sowie die postoperative Aufenthaltsdauer im Spital (in Tagen) –, wurden multiple Regressions- und Klassifikationsmodelle gerechnet. Während es einige Effekte des Lebensalters, des Geschlechts sowie des Operationstypus gibt, scheint die Mondphase oder die Stellung des Mondes in den Tierkreiszeichen kein Einflussfaktor zu sein. Diese Resultate stehen in Übereinstimmung mit anderen empirischen Studien, einschließlich einer kritischen Reanalyse der Veröffentlichung von Andrews. Es gibt gegenwärtig keine empirischen Belege, die die Auffassung stützten, die Mondphase oder die Stellung des Mondes in den Tierkreiszeichen korreliere mit wie auch immer gearteten Komplikationen bei Operationen.

Schlüsselbegriffe: Chirurgie – Geschichte der Medizin – Mond – Tierkreiszeichen – Volksglaube – Blutungen – Komplikationsrisiko bei Operationen

Abstract – In popular folklore the moon is regarded as an influencing factor on human health. The lunar phase and the position of the moon in the zodiac is especially claimed to be relevant for the risk of hemorrhage and other complications in surgery. We discuss the emergence and development of such belief systems in the history of medicine, and present a literature review on empirical tests to validate such claims, including a re-analysis of the often-cited study of Andrews (1960). To test the claims of Andrews (1960), Paungger and Poppe (1994) we conduced an empirical study at the Kirchdorf Hospital (Austria) with 228 cases of knee and hip artifical limb surgery. Multiple regression and classification models were calculated to determine the relative effects of age, sex, type of surgery, lunar phase, and moon’s position in the zodiac onto perioperative complications of different kinds, blood consumption (in packs) to counter hemorrhage, and postoperative stay in hospital (in days). While there are some effects of age, sex and type of surgery, the lunar phase or moon’s position in the zodiac seems to be no influencing factor. These results are in accordance with other studies, including a critical evaluation of the paper of Andrews. Currently there is no empirical evidence to support the view that the moon’s position or phase is associated with complications of any kind in surgery.

Keywords: surgery – history of medicine – moon – zodiac signs – popular folklore – hemorrhage – perioperative complications

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Es kommentieren:

  • Birgit Böhmig: Aufruf zu Beteiligung an neuer Mondstudie
  • Christoph Bördlein: Mondhypothese erledigt
  • Eckhard Etzold: Vollmondeffekte und beobachtererzeugte Realitäten
  • Edgar Kaucher: Waren die Chirurgen zu gut?
  • Gerhard Mayer: Individuelle Unterschiede?
  • Josef Smolle: Empirisch haltlose Behauptungen verdienen klares Entgegentreten
  • Ulrike Voltmer: Mond-Folklore ist keine Astrologie
  • Martha Wieland: High Tech-Chirurgie nicht mit vormoderner Medizin vergleichbar

Die Autoren antworten:

  • Edgar Wunder: Einige Anmerkungen zu den Ausführungen unserer Kritiker

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S. 131-137:

Überlegungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Astrologie als eine Vorbedingung für wissenschaftliche Studien zur Astrologie

Joachim Hueg

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – Wissenschaft und Astrologie sind als zwei verschiedene Systeme des Wissens nicht völlig inkompatibel, sondern teilen einige gemeinsame Grundkonzepte, so dass wissenschaftliche Untersuchungen der Astrologie möglich sind. Andererseits sind die beiden Systeme hinreichend unterschiedlich, um größte Vorsicht angezeigt erscheinen zu lassen, im Rahmen wissenschaftlicher Tests astrologisches Denken nicht fehlerhaft zu repräsentieren. Einige der in dieser Hinsicht besonders problematischen Aspekte werden angesprochen, insbesondere unterschiedliche Konzepte von Wahrheit, Sprache und Falsifikation.

Schlüsselbegriffe: Astrologie – Wissenschaftstheorie – Wahrheitsbegriff – Falsifikation

Abstract – It is argued that science and astrology, as two systems of knowledge, are not totally incompatible but share some basic structures, making a scientific study of astrology possible. On the other hand, the two systems are sufficiently different to demand great caution not to misrepresent astrological thinking in scientific tests. In this regard, some of the most problematic aspects are discussed, especially the different concepts of truth, language, and falsification.

Keywords: astrology – philosophy of science – concepts of truth – falsification

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Es kommentieren:

  • Peter Gömmel: Einflusstheorien, senkrechtes Denken und ein Testvorschlag
  • Detlef Hover: Über wissenschaftliche Forschung und die Natur der Astrologie
  • Bernulf Kanitscheider: Gegen die Aufweichung metatheoretischer naturwissenschaftlicher Kriterien
  • Ernst Ott: Wünsche eines Astrologen an die Wissenschaft
  • Rüdiger Plantiko: Verallgemeinerbarkeit auf mantische Disziplinen?
  • Dirk Wendt: Gemeinsame Probleme von Astrologie und Wissenschaft

Der Autor antwortet:

  • Joachim Hueg: Plädoyer für konstruktive Skepsis

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S. 154-165:

Das MILAB-Phänomen: angebliche militärische Untersuchungen von Personen mit UFO-Entführungserlebnissen

Helmut Lammer

Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung – Einige „UFO-Entführte“ geben an, auch von militärischen Einheiten oder Geheimdiensten entführt worden zu sein, das sog. MILAB-Phänomen. Auf der Grundlage der MATP-Datenbank werden MILAB-Fälle mit traditionellen „UFO-Entführungen“ verglichen und erhebliche strukturelle Unterschiede herausgearbeitet. „Entführungen“ des MILAB-Typs werden nur in den USA und Kanada berichtet, es gibt keine vergleichbaren Darstellungen aus anderen Ländern. Ein beispielhafter MILAB-Fall wird ausführlicher dargestellt.

Schlüsselbegriffe: MILAB-Phänomen – UFO-Folklore – Entführungen durch Außerirdische

Abstract – Some UFO abductees claim to have also been kidnapped by military forces or the secret service. This phenomenon is called MILAB. Based on the MATP database, MILAB cases are compared to traditional UFO abduction reports. Major structural differences are obvious. Furthermore, the MILAB experience is only reported in the United States and Canada, there are no comparable reports from other countries. A typical MILAB case is exemplified.

Keywords: MILAB phenomenon – UFO folklore – Alien abductions

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Es kommentieren:

  • Gerald L. Eberlein: Warum werden MILAB-Fälle nicht untersucht?
  • Ulrich Magin: Reale MILAB-Entführungen nicht zu befürchten
  • Mirko Mojsilovic: Unzuverlässiges Datenmaterial, fehlender Erklärungskontext

Der Autor antwortet:

  • Helmut Lammer: Parallelen zwischen MILAB-Berichten und Experimenten mit halluzinogenen Drogen

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S. 169-175:

Fortgesetzte Diskussionen zu früheren Beiträgen

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Kommentare zum Aufsatz von Ulf Harendarski, "Mord und Entführung", Zeitschrift für Anomalistik 1 (2001), S. 6-38:


S. 176-186:

Rezensionen

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  • Heiner Barz, Susanne May (2001): Erwachsenenbildung als Sinnstiftung? Zwischen Bildung, Therapie und Esoterik
    Rezensent: Gereon Hoffmann
  • Irmgard Oepen, Krista Federspiel, Amardeo Sarma, Jürgen Windeler (2001): Lexikon der Parawissenschaften
    Rezensent: Edgar Wunder
  • Paul Devereux (2001): Schamanische Traumpfade
    Rezensent: Ulrich Magin
  • Paul Devereux (2001): Haunted Land
    Rezensent: Ulrich Magin
  • Paul Devereux (2001): Stone Age Soundtracks
    Rezensent: Ulrich Magin