Die aktuelle Studie des Monats möchte ich einem Grenzgebiet der "Grenzgebiete" widmen, nämlich den Verschwörungstheorien bzw. deren Vertretern und Gegnern. Auf den Webseiten der GWUP kann man unter dem Stichwort "Verschwörungstheorien" die Warnung finden, dass solche "eine Gefahr für das rationalistische Denken und die Demokratie" darstellen würden. Darin ähnelt die Argumentationsstruktur derjenigen, die von Skeptikern häufig auf andere Bereiche der Anomalistik angewandt wird. Solche Bewertungen führen dazu, dass sich Vertreter von Verschwörungstheorien leicht der Gefahr der sozialen Stigmatisierung ausgesetzt sehen. Ein britisches Forscherteam gab sich mit bloßen Mutmaßungen über Verschwörungstheoretiker nicht zufrieden und unterzog Kommentare von solchen wie auch von deren Gegnern zum 9/11-Attentat einer inhaltlichen und sprachpsychologischen Analyse.

Sie stellten im Gruppenvergleich interessante strukturelle und stilistische Unterschiede zwischen konventionellen und verschwörungstheoretischen Kommentaren fest, die auch erhellende Hinweise auf die Motive und emotionale Befindlichkeit liefern, die in den jeweiligen Gruppen anzutreffen sind. Z.B. unterscheiden sich die Gruppen auch maßgeblich im Umgang mit Andersdenkenden. Die Befunde der interessanten Studie stützen außerdem die These, dass sich Vertreter von Verschwörungstheorien von sozialer Stigmatisierung bedroht fühlen.

Wood, M. J. & Douglas, K. M. (2013): "What about building 7?" A social psychological study of online discussion of 9/11 conspiracy theories. Frontiers in Psychology, Vol 4, Article 409.