Der Versuchsleiter- oder auch Experimenter-Effekt ist in der experimentellen parapsychologischen Forschung schon lange bekannt. Er basierte zunächst auf der Beobachtung, dass bestimmte Versuchsleiterinnen und Versuchsleiter besonders häufig positive Ergebnisse mit ihren Psi-Experimenten erzielten, während bei anderen besonders häufig reine Zufallsergebnisse zustande kamen. So lag die Vermutung nahe, dass die Persönlichkeit und das Verhalten der ExperimentatorInnen eine bedeutsame Rolle im Ablauf von solchen Experimenten spielen. Zwei Hypothesen sind, bei Ausschluss der Betrugshypothese, möglich: Zum einen, dass deren Verhalten an sich psi-fördernd sein kann, etwa durch das Schaffen einer freundlichen, zugewandten entspannten und motivierenden Atmosphäre; oder aber dass die ExperimentatorInnen selbst auf paranormalem Wege unbewusst den Ausgang der Experimente beeinflussen.

Der englische Psychologe und derzeitige Präsident der Parapsychological Association, Prof. Chris Roe, hat in einem lesenswerten Aufsatz die wichtigsten Aspekte des Versuchsleiter-Effekts sowie die Möglichkeiten, ihn zu untersuchen, herausgearbeitet. Wir haben ihn freundlicherweise von der Redaktion von Mindfield für die „Studie des Monats“ zur Verfügung gestellt bekommen. Dass der Versuchsleiter-Effekt natürlich auch über den Bereich der experimentellen parapsychologischen Forschung hinaus von großer Relevanz sein könnte, etwa im Hinblick auf das derzeit heiß diskutierte Replikationsproblem in der medizinischen und psychologischen Forschung, sollte nicht extra betont werden müssen, auch wenn dies viele unangenehme Fragen aufwerfen mag.

Roe, C. (2016). Experimenter as participant: What can we learn from the experimenter effect? Mindfield, 8, 89-97.